Sie wissen nicht, wie ich diese Frau geliebt habe“, sagte Kaiser Franz Joseph zu seinem langjährigen Generaladjutanten und Vertrauten Eduard von Paar nach dem Eintreffen der Nachricht, dass Kaiserin Elisabeth vom Anarchisten Luigi Lucheni ermordet worden war. Das Ende einer Beziehung, die seit Jahrzehnten rund um Weihnachten via Fernsehen in den heimischen Wohnzimmern zu Tränen rührt. In den 1950er-Jahren drehte Regisseur Ernst Marischka die Sisi-Trilogie über das Werden und Sein der jungen Kaiserin Elisabeth, mit Romy Schneider in der Titelrolle und Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Joseph. Um einige historische Eckpfeiler windet sich Kitsch fernab der Tatsachen. Auch die Neuauflage dieser kaiserlichen Liebesgeschichte meinte es mit den Fakten nicht viel besser.

Nun, was stimmt, ist, dass eigentlich Elisabeths ältere Schwester Helene Gemahlin des österreichischen Kaisers werden sollte. So hatten es Erzherzog Sophie, die Mutter von Franz Joseph, und deren Schwester Ludovica, Herzogin in Bayern und Mama der Prinzessin, vereinbart. Der 23 Jahre alte Kaiser allerdings erkor Helenes Schwester, die erst 15-jährige Elisabeth zur Herzensdame und machte sie 1854 zu seiner Kaiserin. Die Erwählte stammte aus einer unbedeutenden Seitenlinie der bayerischen Wittelsbacher. Das vom Marischka-Epos gezeichnete Familienidyll auf Schloss Possenhofen am Starnberger See existiert nur im Film. „Papili“ Herzog Max war kein sorgender Familienvater, sondern ein Filou, der durch die Welt reiste, im Zirkus mit einer Pferdenummer auftrat und zahlreiche außereheliche Liebschaften pflegte.

Die Trilogie schaffte es aber, andere Bilder fest zu verankern. Dass etwa die kaiserliche Mama Sophie eine ekelhafte Person gewesen sei, welche die arme Elisabeth schikanierte, während der Franzl hin und her gerissen war zwischen strenger Mama und süßer Gemahlin. Die neue „Sisi-Serie“, die wenigstens den Kosenamen der Kaiserin richtig wiedergibt, zeigt den blutrünstigen Kaiser lüstern im Bordell, heimlich beobachtet von seiner Elisabeth. Dass er heldenmütig seine Braut bei einem Überfall von Aufständischen heraushaut, entspring der Fantasie der Drehbuchschreiber. Dass das Attentat auf den Kaiser in der Serie zeitlich falsch versetzt wird, ist eine der harmloseren Ungenauigkeiten.
Dass Franz Joseph ein Lusthaus besuchte, ist auszuschließen. Wohl aber hatte er außereheliche Beziehungen, denen er diskret nachging. Etwa mit Anna Nahowski, die er im Park von Schönbrunn kennengelernt hatte und die dem Monarchen über zehn Jahre als Geliebte diente, was er ihr finanziell aufwog. Später umsorgte die Burgschauspielerin Katharina Schratt den von seine Elisabeth zumeist verlassenen Kaiser. Es heißt, Elisabeth habe diese Beziehung mit der „gnädigen Frau“ wohlwollend gefördert, sogar eingefädelt.