Nur die Poeten ziehen die Welt an sich!“
Wer könnte diesen wunderbaren Satz gesagt haben?
A) Muhammad Ali
B) Peter Handke
C) Woody Allen
A), aber theoretisch jeder von den dreien. Denn Georg Stefan Troller war ein Großmeister darin, seinem Gegenüber Sätze und Gedanken zu entlocken wie kaum einer. Jedenfalls wurde seine bewusst subjektive Befragungsweise in Interviews legendär und stilbildend für die Medienbranche.
Wobei: Teil 1 seiner Reihe „Personenbeschreibung“ für das ZDF verhieß keine weiteren 69 Folgen. „So nicht, Herr Troller!“, habe ihn der Sendungsverantwortliche 1972 gerügt, gestand der kürzlich 100 gewordene Journalist, Regisseur und Schriftsteller in „Auslegung der Wirklichkeit“ schmunzelnd.
In dieser feinsinnigen Dokumentation besucht ihn die aus Klagenfurt stammende Ruth Rieser in Paris und begleitet ihn nach Wien, wo der Österreicher jüdischer Herkunft sogar in die ehemalige Wohnung seiner Familie darf. Was Troller da entdeckt und wie er darauf reagiert, allein dafür muss man den Film gesehen haben. Und wie positiv er selbst trotz aller Odysseen sein Leben sieht, sagt schon der Titel seines soeben erschienen Buches: „Meine ersten 100 Jahre“.
Michael Tschida