Es gibt Entscheidungen, bei denen man sich fragt, ob die Damen und Herren der Academy die falschen Filme vorgeführt bekamen oder vielleicht anderweitig indisponiert waren. Der Film „Jackie“ von Pablo Larraín mit Natalie Portman als titelgebende Jackie Kennedy war 2017 für drei Oscars nominiert, ging aber leer aus. Dass der Film zahlreiche andere Preise einheimsen konnte, ist ein kleiner Trost.
Denn was die fantastische Natalie Portman da in ihrer Darstellung als ikonische „First Lady“ hinlegt, ist eine faszinierende Charakterstudie. Nach dem Attentat auf JFK am 22. November 1963 in Dallas blickte die Weltöffentlichkeit auf die Witwe und vergab gleichsam Haltungsnoten in Sachen Trauer. Portman zeichnet ein intimes, aber ambivalentes Porträt von „Jackie“, der der Boden unter den Füßen wegbrach, die aber dennoch Haltung bewahren musste.
Im Film mischt Larraín Spiel- und Dokuszenen und gestaltet solcherart ein facettenreiches Mosaik des Weltgeschehens und vor allem das Psychogramm einer Frau, die in diesen Tagen „ihren Mann steht“; besser, als das so manche Herren der Schöpfung vermocht haben.
Übrigens, Natalie Portman verfügt über ein abgeschlossenes Psychologiestudium, das wird nicht nur bei dieser Rolle hilfreich gewesen sein.
"Jackie" ist am Freitag, 3. Dezember, auf ORF 2 zu sehen.