Verschwundene Teenager, Mystery und Retrochic, da klingelt es doch sofort, oder? Schon bei der Bewerbung versucht man es gleich gar nicht zu verschleiern: "Disco Paraiso" (Sky) wird als eine Art "Stranger Things" verkauft. Das kann gut und gerne ins Auge gehen, denn nicht alles, was auf den Retrozug aufspringt, ist auch eine Erfolgsfahrt. Aber zurück an den Start: Als der Leuchtturmwärter im beschaulichen spanischen Küstenort Almanzora de la Vega die Lampe putzt, donnern Dutzende Möwen mit einem ordentlichen Wumms an die Glasscheibe. Auf seinen unheilvollen Blick folgt ein knarzender Synthesizer. Wir schreiben das Jahr 1992 und die Idylle ist hier nachhaltig gestört: Drei Mädchen sind vor Monaten nach dem Besuch der Dorfdisco verschwunden. Klar, es gibt zwei Lager: Die, die glauben, dass Teenager gerne abhauen und die, die glauben, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Letztere könnten recht behalten. Im Zentrum steht eine Gruppe rund um Javi, deren Schwester Sandra eines der verschwundenen Mädchen ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Die Jugendlichen beginnen selbst mit der Nachforschung, und zwar dort, wo man den Ursprung des Unheils vermutet – in der Disco Paraiso.
Highriser, Blousons, schlechte Haarschnitte, das Retro-Erfolgsrezept von „Stranger Things“ funktioniert auch hier. Aber „Disco Paraiso“ punktet mit einer realistischeren Sicht auf die Umgebung und die Verzweiflung, die die Hinterbliebenen packt. Auch mal ganz nett: Keine bemühte Anhäufung von Filmzitaten und Darsteller, die tatsächlich wie aus der Zeit gefallen scheinen. Der Mysteryeffekt poppt in ganz unterschiedlichen Aspekten auf: Eine Höhle unter der Disco, ein unheimlicher Ermittler, eine Schmetterlingsplage. Und ehe man es sich versieht, hat einen die Serie schon gepackt. Teufel aber auch! Oder wer auch immer dahinter steckt. Staffel 2 ist übrigens schon bestellt.