Die US-Fahnen hängen nur noch in Fransen an den Häusern. Auch sonst lebt man hier in einem Reservat für Native Americans in Oklahoma nicht das Leben aus dem Hochglanzmagazin. Eine Viererbande aus Bear Smallhill (D’Pharaoh Woon-A-Tai), Elora Danan (Devery Jacobs), Willie Jack (Paulina Alexis) und Cheese (Lane Factor) schleppt sich durch den Tag. Ihr Antrieb: abhauen nach Kalifornien.
Das war der Traum von Gangmitglied Nummer 5, Daniel, der im Vorjahr starb. Das klingt nur auf den ersten Blick melancholisch, denn schon in den ersten fünf Minuten der Serie klauen die vier einen Lastwagen mit Chips, Kalifornien will schließlich finanziert werden. Im Gegensatz zu Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ bäckt man hier kleinere Brötchen. Weniger cool ist man deshalb nicht, aber mit weit mehr Skrupel ausgestattet – schon in der zweiten Folge plagt die Truppe das schlechte Gewissen.
Oscarpreisträger Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „Thor: Tag der Entscheidung“) und Sterlin Harjo, selbst Native American, verweben in ihrer achtteiligen Serie ein Coming-of-Age-Stück mit Alltagsnöten: Armut, Arbeitslosigkeit, Drogensucht, schlechte medizinische Versorgung, um nur einige Problemfelder zu nennen. Die Serienmacher blicken durch die Augen der vier Jugendlichen auf dieses Leben, das für sie Alltag ist. Ein Alltag, dem sie mit viel Witz und lässiger Abgebrühtheit begegnen.
Bisweilen wird Bear von einer schrulligen Vision befallen – ein Native American aus längst vergangener Zeit, mit einem gelangweilten Pferd, plumpem Humor, aber den richtigen Kalendersprüchen, um in ihm ein Verantwortungsgefühl für die Community zu wecken. Eine Serie auf dem Punkt der Zeit mit Sympathieträgern und einer feinen Austarierung realer Problemfelder, Zynismus und Humor.
"Reservation Dogs" auf Disney+