Dass sie eine der profiliertesten Interviewerinnen des Landes ist, bewies Lou Lorenz-Dittlbacher zuletzt bei den ORF-Sommergesprächen. Gestern wurde die ZiB 2-Anchorwoman mit dem Axel-Corti-Preis ausgezeichnet. In ihrer Preisrede dankte sie zunächst ihren Eltern, die „meinen Widerspruch geduldet und gefördert haben“. Nur, so die 47-Jährige, wenn Axel Corti einst das Wort ergriff, hieß es zu Hause „Ruhe“.
Zur Tatsache, dass das Bundeskanzleramt beim letzten Sommergespräch mehr als zwei Stunden vor dem Interview mit Sebastian Kurz eine Aussage mit den angeblichen Inhalten des Interviews an die Presse verschickte und einzelne Medien diese ungeprüft und ohne das Interview gesehen zu haben, übernommen hätten, erstaunte sie. „Wir dürfen uns von Message Control nicht leiten lassen.“ Egal, von welcher Partei oder welchen Interessen diese komme. Auch wenn die Verlockungen in so einem kleinen, überschaubaren und verwobenen Land verlockend seien. Für sie als "Journalistin aus dem vorigen Jahrtausend" sei die Sorgfaltspflicht, also Re-Check und Double-Check unabdingbar. Als ORF-Journalistin habe sie „gute und weniger gute Zeiten“ erlebt. Aber: „Wir fühlen uns zu hundertprozentig den Österreicherinnen und Österreichern verpflichtet.“ Vom neuen ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wünsche sie sich, dass er sie und ihre Kollegenschaft die Arbeit machen lasse.
Die 53. Preise für Erwachsenenbildung gingen davor an ausgezeichnete TV-Machende: Die Okto-Sendung „Gebärdensprache“ der inklusiven Reihe Perspektivenwechsel von Antina Zlatkova und Thomas Lindermayer wurde als bester Talk ausgezeichnet. „Die Grundidee war, Behinderung nicht als etwas Besonderes zu zeigen, sondern als menschliche Vielfalt“, sagte die im Rollstuhl sitzende Moderatorin Ivana Veznikova. Und: "Wir wollen zeigen, dass sie leben, lieben und leisten wie andere auch."
Für das viel beachtete TV-Experiment der Reihe Dok.1. „Sind wir Rassisten?“ erhielt Lisa Gadenstätter den Preis in der Kategorie Dokumentation. Die neue Reihe „Fannys Friday“ vin Sendungsverantwortlicher Irina Oberguggenberger wurde als Wissensformat für die Jungen geehrt. "Für eine Generation, die angeblich nicht mehr das Fernsehen nutzt."
Und der Tiroler ORF-Landkrimi „Das Mädchen aus dem Bergsee“ von Mirjam Unger (Regie), Eva Testor (Buch, Kamera), Gabriele Kranzelbinder und Barbara Pichler (Produktion) sowie Klaus Lindschinger (ORF-Redaktion) erhielt den Preis als beste Fiktion. Der Film, hieß es in der Begründung, leiste einen wichtigen Beitrag für einen breiten öffentlichen Diskurs zum Thema sexueller Missbrauch in der Familie.
Die gute Nachricht verriet die Kärntner Produzentin Kranzelbinder auch: Der Landkrimi wird fortgesetzt, nach einem Drehbuch von Eva Testor soll der Film mit gleichem Team nächsten Herbst gedreht werden.