"Shooting Stars" nennt sich eine Sommerreihe im Zweiten, die sich dem jungen Kino verschrieben hat. Mit dabei ist die Coming-of-Age-Geschichte "Kokon" über die 14-jährige Nora (Lena Urzendowsky), die in der Sommerhitze Berlin-Kreuzbergs ihren Platz in der Welt findet.
"Kokon" entstand direkt nach Ihrem Abitur, wenn Mitschüler den angeblich freiesten Sommer ihres Lebens feiern. Wie war es für Sie, so früh erwachsen zu werden, werden zu müssen?
LENA URZENDOWSKY: Das fängt sogar noch früher an bei mir. Meine erste Hauptrolle hatte ich mit 15. Das ist ja schon eine Zeit, in der man am Wochenende jung ist und feiert. Aber sagen wir einmal so: Mir macht das Drehen und das Schauspielen so viel Spaß, dass es sich nicht wie ein Verzicht angefühlt hat. Es war eher eine Freude, drehen zu können, und da wollte ich natürlich ausgeschlafen hin. Außerdem: So ganz ausschließen tun sich Drehen und Jungsein nicht.
In "Kokon" spielen Sie eine schüchterne Jugendliche. Viel Kamerazeit und wenig Text – eine besondere Herausforderung?
Viel Text zu haben, ist mindestens genauso schwierig. Alles hat seine Tücken, auf die man achten muss. Ich habe da ja am Anfang nie darüber nachgedacht: Oh, jetzt muss ich mehr mit dem Körper machen! Darum geht es nicht. Ich habe ja trotzdem viel Text, der passiert eben nur in meinem Kopf.
Nervt es, wenn Filme, wie in diesem Fall, erst drei Jahre nach dem Dreh veröffentlicht werden und man selbst schon fünf Schritte weiter in seinem Leben ist?
Meistens würde ich mir wünschen, dass es noch länger dauert. Dreharbeiten sind so eine intensive Zeit, und ich brauche sehr lange, um den Film unabhängig von mir als Gesamtwerk sehen zu können. Um danach einen Zugang zu dem zu finden, was wir auf dem Set gemacht haben. Darin stecken so viel persönliches Herzblut, Gedanken und Intimität. Ich freue mich also, wenn die Leute im Schnitt lange brauchen (lacht).
Apropos Intimität: In "Kokon" gibt es viel nackte Haut als Akt jugendlicher Befreiung. Wie fühlen sich diese Szenen für Sie als junge Schauspielerin an?
Ich war für "Kokon" das erste Mal nackt vor der Kamera und da war es für mich ganz wichtig, dass ich mich sicher und wohl auf dem Set fühle, und vor allem, dass ich bei "Kokon" das Gefühl hatte, das ist inhaltlich ein wichtiger Schritt. In dem Moment mache ich das dann wirklich als Rolle und im Kontext der Geschichte. Auch das Format, ein Independent-Kinofilm, war für mich stimmig. Unter diesen Voraussetzungen ist es für mich ein selbstverständlicher Schritt, auch als Schauspielerin. In dem Moment war das nicht mit Scham verbunden.
"Kokon" versammelt eine junge, starke und selbstbewusste Schauspielerinnen-Generation – von Ihnen bis Lena Klenke und Jella Haase. Was macht sie aus, was nimmt man voneinander mit?
Es war beeindruckend, mit Jella und Lena zu drehen. Ich finde schon, dass sie für den Mut stehen, den Sie hier ansprechen. Und dass ich mich an beiden orientieren konnte, etwa: Wie präsentiere ich mich als Schauspielerin? Es ist ein Freimachen von dem, was man denkt, was die Erwartungen an einen sind: Die Projekte zu drehen, zu denen man persönliche Zugänge findet, und nicht diejenigen, die am besten in die Karriere passen. Das sagen, was man wirklich denkt, ohne jemandem auf den Schlips zu treten.
"Kokon": ZDF neo, heute, 23 Uhr, und in der ZDF-Mediathek.