Die Handlung erinnert an einen gewissen Tom Riddle. Der spätere Voldemort hat zwar analog mit einem Zauberstab gewedelt und nicht digital Drogen vertscheppert, dennoch haben die Harry Potter-Figur und der Hauptprotagonist von "How to sell drugs (online) fast" etwas gemeinsam: Beide haben ihre Seele verkauft und ihre Persönlichkeit aufgespalten.
Apropos Seelenverkauf: Moritz (Maximilian Mundt) steht in der dritten Staffel der deutschen Erfolgsserie kurz vor der Matura. Im Gegensatz zu seinen Mitschülern, die meinen, vor der größten Herausforderung ihres Lebens zu stehen und an Goethes "Faust" verzweifeln, weiß es Moritz besser: Ihm bleiben wenige Stunden, seine Drogenplattform "mydrugs" neu aufzusetzen, um seine holländischen Drogenbarone zu besänftigen. Dazu bräuchte er die Hilfe von seinem Freund Lenny, der blöderweise nicht mehr sein Freund ist. Freundschaften sind die ersten Opfer der Seelenspalterei.
"How to sell drugs (online) fast" von den Serienschöpfern Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann ist in seiner Konstruktion klüger, als es die Oberfläche verspricht. Wie Moritz zwischen dem Wunsch nach Liebe, dem Streben sein Umfeld zu schützen und dem widersprüchlichen narzisstischen Versuch, Wertschätzung zu erhalten, wechselt, ist handwerklich gut gemacht und überdeckt die Verschleißerscheinungen die entstehen, wenn man dieselbe Suppe zum dritten Mal aufkocht. Bemerkenswert zudem die schauspielerische Leistung von Maximilian Mundt (25), dem man den neurotischen Jungdealer in jeder Sekunde abnimmt.