ORF-Direktorin Kathrin Zechner gratulierte bei der Präsentation auf dem Donauschiff „MS Blue Danube“ mit Recht zum „Riesensprung“. Denn nach dem Tod von Elisabeth T. Spira im März 2019 hätten viele darauf gewettet, dass deren Schuhe wohl eine Nummer zu groß für jede Nachfolgerin wären. Aber Nina Horowitz hat das „Wunder“ geschafft und erzielte mit ihrer ersten Staffel auf Anhieb Rekordquoten. Mit ihrer Staffel zwei geht die populäre Sendung „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ ab heute (20.15 Uhr, ORF 2) ins nunmehr 25. Jahr.
Haben Sie vor der Aufgabe, das schwierige Erbe von Toni Spira anzutreten, Angst gehabt?
NINA HOROWITZ: Anfangs schon. Ich bin ja nicht der verwegenste Mensch. Doch dann dachte ich: Wenn es am Ende wer anderer macht, ist es mir auch nicht recht. Heute weiß ich: Es war es wert, dieses Risiko einzugehen. Inzwischen hat sich auch ein großes Glücksgefühl eingestellt, weil dieses Team so großartig ist. Ein Team, in dem einander alle gut verstehen. Und keiner ist abgesprungen! Oder, wie man hier auf dem Schiff sagen würde: über Bord gegangen.
Welche Augenblicke sind für Sie die schwierigsten?
Der Eintritt in die fremden Wohnungen, wo man auf Singles trifft, die man vorher nicht gekannt hat. Das Aufmachen der Wohnungstür, das ist immer ein gewisser Moment. Noch dazu, wo ich mich immer vor Hunden fürchte. Eine Scheu, die ich inzwischen abgelegt habe. Der Rest ist dann therapeutische Arbeit, die ich in jeder Folge abliefern darf. Eine große Hilfe sind die Bewerbungen. Sie helfen mir sehr, gewisse Segmente in allen Bundesländern abzudecken.
Wie sieht für Sie der geeignete Kandidat oder die geeignete Kandidatin aus?
Das ist der, der sich „hergeben“ möchte. Es gibt manche, die von Anfang an sagen: „Ich möchte nicht über mein Leben reden“. Die sind natürlich nix für uns.
Wie knacken Sie etwaige Bedenken?
Ich denke, die Leute spüren, dass ich es gut mit ihnen meine. Komik und Humor helfen dann viel, um alle Spannungen rauszunehmen. Ich glaub’ einfach, dass meine Kandidaten merken, dass ich ihnen wohlgesonnen bin. Viel geholfen hat wohl, dass die Leute bei der ersten Staffel merkten, dass ich nicht versuche, sie ausrutschen zu lassen. Sie kommen mit dem Gefühl, dass sie nicht verurteilt werden, wenn sie sich öffnen.
Gerade in einer solchen Sendung könnte man verleitet werden, für eine gute Pointe seine Großmutter zu verkaufen?
Diesen Spruch kenne ich. Aber ich habe meine Großmutter sehr geliebt. Das hätte sie nie gewollt.
Wo haben Sie zuvor am meisten gelernt?
Bei der Sendung „Am Schauplatz“. Und: Ich mag Menschen sehr gerne. Als ich Kind war, hatten wir einen Würstelstand in der Nähe unserer Wohnung. Da standen immer Menschen, die über das Leben so redeten, wie es war. Und ich habe diese Gespräche aufgesaugt wie ein Schwamm.
Wie bilanzieren Sie die Sendungen Ihres ersten Jahres?
Dass meine Kandidaten Menschen sind wie wir alle. Im Vorfeld gibt es immer Wünsche und Vorstellungen. Aber dann merken sie, dass man für das Glück auch Kompromisse machen muss. Wenn man dann wirklich verliebte Paare sieht, das ist schon ein wahnsinnig schönes Gefühl. Einmal hat mir eine Dame 24 Mal „Danke“ gesagt, bis ich sie stoppte: Jetzt ist es genug!
Gab es auch Momente, die Ihnen sehr nahe gingen?
Natürlich. Ein Kandidat etwa sagte: „Ich bin nicht schön, nicht reich, nicht klug!“ Doch er war sehr berührend und bekam am Ende nicht weniger als 350 Briefe. Das zeigte mir, wie wichtig es ist, dass einer nicht lügt. In der letzten Staffel waren übrigens 15 Kandidaten erfolgreich auf Partnersuche. Das hat mir gezeigt: Es zahlt sich aus.
Luigi Heinrich