Wer zwischen News über steigende Schlangen-Inzidenz in heimischen Häusln und dem Höhepunkt des Fußball-EM-Fiebers nach Ablenkung und Spannung sucht, dem sei die entlarvende chilenische Serie „Die Meute“ in der Arte-Mediathek empfohlen.
Schon der Einstieg ist beklemmend: Ein Mädchen wird beim Schauspieltraining an der katholischen Eliteschule von ihrem Lehrer dazu aufgefordert, laut „Ah!“ zu stöhnen, mehrfach. Er nimmt alles lächelnd auf, während ihr die Situation unangenehm ist. „Spürst du schon ein Kribbeln?“, fragt er, der Macht über sie ausübt und das später als gängige Grenzüberschreitung in der Schauspielerei kleinredet. Als eines der Mädchen verschwindet, wehren sich ihre Freundinnen, besetzen die Schule. Ein Video taucht auf, in dem zu sehen ist, wie sie von einer Gruppe maskierter Männer vergewaltigt wird. Die Schulleitung schaut weg, die Anliegen der Mädchen werden als Hysterie kleingeredet und die Polizistinnen entdecken, dass es sich um ein perfides Spiel nach Drehbuch im Darknet handelt.
In acht realitätsnahen Folgen legt Pablo Larraín das für Frauen und Mädchen lebensgefährliche, machohafte System von Unterdrückung und Frauenhass in Lateinamerika offen und wehrt sich gegen tradierte Rollenbilder. Schauderhaft sehenswert.