Ob "Spartacus" oder "Gladiator": Glaubt man den prominenten Narrativen der Filmgeschichte, war das alte Rom ausschließlich eine Stadt der Männer. Was geschieht, wenn das Römische Reich konsequent aus der Perspektive von Frauen erschlossen wird, zeigt Sky ab Donnerstag mit einem achtteiligen, aufwendigen Historienepos.
Im Mittelpunkt steht die historische Figur LiviaDrusilla. Im Jahr 58 vor Christus als Tochter eines römischen Senators geboren, wurde Drusilla als Ehefrau von Kaiser Augustus zu einer der einflussreichsten Frauen Roms. An seiner Seite gibt die zunächst von Nadia Parkes, in einer späteren Lebensphase von Kasia Smutniak verkörperte Livia die große Manipulatorin: Gut ausgebildet und mit Instinkt für die Macht, ist sie brillant darin, als Ratgeberin ihres Mannes die Zügel Roms in der Hand zu halten. Was sie antreibt: Sie will das Reich demokratisieren und ihren durch einen Putsch getöteten Vater – gespielt von Liam Cunningham ("Game of Thrones") – rächen.
Rom und das Leben
Als römische Puffmutter ist mit Isabella Rossellini eine Filmlegende Teil des Casts. In einem Videointerview darauf angesprochen, warum sie zu "Domina" zusagte, antwortete die 68-Jährige: "Balbina ist eine Madame, sie führt ein Bordell. Das fand ich unwiderstehlich, als ich das Drehbuch las." Gedreht wurde in Rom, im gerühmten Studio Cinecittà: "Ich wuchs dort auf", verweist Rossellini auf ihren Vater, Regielegende Roberto Rossellini. Über ihre Heimatstadt sagt die mittlerweile in New York lebende Schauspielerin: In Rom werde man mehr als in den USA erinnert, wie kurz das Leben ist.
Was die Serie interessant mache, sei die Manipulation, das ständige Streben nach Macht und der Fokus auf Frauen, erzählt die Tochter Ingrid Bergmans: "Das hat mich angesprochen." Als Puffmutter habe sie in zwei Folgen völlig rücksichtslos und stark sein können: "Das war lustig, diese verrückte Balbina zu spielen."
Corona sorgte für Drehpause
Gedreht wurde vor und nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Italien. Jene Szenen, in denen das alte Rom von einer Infektionswelle heimgesucht wird, röchelnde Menschen und an Leichen auf den Straßen zu sehen sind, wurden vor der Covid-Krise aufgenommen. "Jeder würde glauben, dies sei ein Kommentar auf Corona. Aber so war es nicht", erklärt David Evans, einer von mehreren Regisseuren des Großprojekts.
Die Serie setzt mit Livias Kindheit ein: Nach der Ermordung Cäsars ist Rom instabil, es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Frage der historischen Authentizität wird vom Filmteam so beantwortet: Alle historischen Taten seien korrekt, die Zwischenräume wurden mit schlüssiger Fiktion aufgefüllt, etwa mit Eifersucht, Seitensprüngen und anderen Zwischenmenschlichkeiten.
"Wir erzählen die Geschichte aus der Sicht der Frauen: Das heißt, Wir zeigen keine Schlachten, keine Kriege, gehen fast nie in den Senat. Das ist Politik im Schlafzimmer", sagt Serienschöpfer Simon Burke über das weibliche Serienkonzept. "Wenn wir zwei Männer bei einem Gespräch gefilmt haben, dann hat eine Frau draußen gelauscht." Der Titel, "Domina", mag täuschen: Nicht besondere Sexualpraktiken – wenngleich Sexualität in der Serie eine gewichtige Rolle spielt – sondern die "Hausherrin" ist gemeint. Wobei die Assoziationen dem Erfolg nicht abträglich sein mögen. Ein Glücksfall der Serie ist die polnische Darstellerin Smutniak, die die Rolle der subversiven "Strippenzieherin von Rom" glaubwürdig verkörpert.