Die Moderatorinnen RaphaelaScharf und KatiaWagner ("KroneTV") beschrieben Wolfgang Fellner als Aggressor, der seine Machtposition als Chef schamlos ausgenutzt habe. Ständige Einladungen zu Abendessen, Kritik am Aussehen und das Ausnutzen der beruflichen Autorität seien an der Tagesordnung gestanden, erklärten die beiden Moderatorinnen auf Puls4 im Gespräch mit Corinna Milborn.
Fellner selbst wurde laut Puls4 mehrfach in die Sendung eingeladen, soll darauf aber nicht reagiert haben. Entsprechend übernahm Corinna Milborn die Aufgabe und verwies regelmäßig darauf, dass Wolfgang Fellner alle Vorwürfe abstreitet.
Hintergrund der Causa ist ein Rechtsstreit zwischen Fellner und Scharf, der seit 2019 gerichtsanhängig ist. Scharf klagt nicht wegen des Vorwurfs der Belästigung, sondern vor dem Arbeits- und Sozialgericht gegen ihre fristlose Entlassung. Fellner wiederum klagt das mutmaßliche Oper auf Unterlassung und wollte vor Gericht erwirken, dass die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen wird. Die Richterin sah dafür keinen Grund und lehnte ab. Öffentlich und mit Namensnennung berichtet wird über die Vorwürfe erst seit einer umfassenden Recherche der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit".
Nicht gesprochen wurde am Mittwochabend in der Sendung von Corinna Milborn über den konkreten gerichtsanhängigen und von Scharf vorgebrachte Vorwurf der sexuellen Belästigung während eines Fotoshootings, der von Fellner bestritten wird. Am Tag davor hatte Scharf um eine Gehaltserhöhung ersucht. Fellner sieht im Vorwurf der sexuellen Belästigung den Versuch einer Erpressung und klagte wiederum Scharf. Im Gegensatz zu Scharf durfte Katia Wagner vor der Kamera über ihre Vorwürfe sprechen: Fellner habe ihr bewusst an den Po gegriffen, schilderte sie bei Milborn. Fellner streitet auch dies ab.
"Ich habe keine Angst mehr vor Wolfgang Fellner"
Beim nächsten Gerichtstermin wird auch Wagner aussagen, sie ist als Zeugin geladen. "Weil es sonst keiner tut", antwortete sie auf die Frage, warum sie aussagen wird. Sie wolle sich solidarisch stellen mit Raphaela Scharf. Sie könne die Vorgänge, "die es dort gibt in dem Haus, hundertprozentig bestätigen, ich habe es am eigenen Leib erfahren". Sie habe jahrelang Angst gehabt, nun sagt sie: "Ich habe keine Angst mehr vor Wolfgang Fellner und den Repressalien."
Scharf erzählte, wie es begann: Zunächst mit Lob für gelungene Moderation und für das Aussehen. Parallel dazu habe die demütigende Kritik begonnen : Make-Up und Haare hätten ihm nicht gepasst. Auch sei ihr gesagt worden, sie sehe aus wie eine Nutte. "Das ist schon unangenehm, wenn einem der Chef sagt, du hast Spaghetti Haare, oder du schaust aus wie ein Bauer, du hast so viel Rouge." Irgendwann habe es mit regelmäßigen Whatsapp-Nachrichten angefangen: "Wir sollten uns jetzt einmal treffen." Scharf beschreibt ein Abhängigkeitsverhältnis, dass man schnell weg sei, wenn man nicht mit Fellner essen gehe: "Weil man einfach Angst hat um seinen Job, weil man mitspielen muss." Grenzüberschreitung zwischen Beruf und Privatleben seien an der Tagesordnung gestanden: "Du wärst meine absolute Traumfrau. Wie wäre es denn mit uns beiden? Das ist sehr schlecht, dass du einen Freund hast."
Wagner über die gemeinsamen Abendessen
Auch bei Wagner sei es oft um Abendessen gegangen. Sie beschreibt, wie es ständig Anfragen zu Abendessen gab, oft unter vorgeschobenen Gründen. "Das ist genau das Problem an der Sache, diese Ausnutzung von Machtverhältnissen." Es sei ein ungeschriebenes Gesetz gewesen, dass man mit Fellner essen gehen müsse. Warum in den Chat-Dialogen auf Einladungen auch mit lächelnden Emojis, manchmal auch mit Herzen, reagiert wurde, fragt Milborn. Wagner beschreibt "einen Spagat", wie man einerseits "seinen Job behalten kann" und andererseits auf Distanz gehen könne. Mit der Zeit habe sie mehr Selbstbewusstsein bekommen, "dass ich nicht irgendwie besonders lieb antworten soll. Das ist natürlich auch ein Prozess."
"Bei den Abendessen war es mehrheitlich so, dass er sofort nach fünf Minuten scheinberuflichen Gesprächs auf die persönliche Ebene geswitched ist, mit sehr unangenehmen Fragen, aber auch mit unangenehmen Feststellungen über das Aussehen, über das Privatleben, über sexuelle Vorlieben." Sie habe bei diesen Treffen lediglich Vorspeisen oder leichte Kost gegessen, "weil mir so übel war bei diesen Abendessen, dass ich Angst hatte, dass ich mich im Lokal direkt übergebe, wenn ich Wolfgang Fellner noch länger zuhören muss."