Von der besten Entscheidung seines Lebens sprach Filmemacher Walter Köhler vor zehn Jahren in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Kurz davor hatte er gemeinsam mit seinem "Universum"-Team den ORF verlassen und die zum Red Bull-Konzern gehörenden Terra Mater Factual Studios gegründet. Zu dessen bekanntestem Steckenpferd wurde die Naturfilmreihe "Terra Mater", mittlerweile stemmen Köhler, Produktionschefin Sabine Holzer und das auf 40 Personen angewachsene Team auch fiktionale Großprojekte. Für den zehnten Geburtstag produzierte man eine "Terra Mater"-Jubiläumsfolge (ServusTV, heute, 20.15 Uhr) und zieht Bilanz über rund 500 "Terra Mater"-Dokus.
"Wir wollten beweisen, dass man nicht bei der BBC oder bei National Geografic sein muss, um gute Filme zu produzieren", erinnert sich Köhler an die hochgesteckten Ziele. Die ultimative Vision war, "aus Österreich heraus eine große Weltmarke" aufzubauen. Mit den Fesseln des öffentlich-rechtlichen Fernsehens war das damals offenbar nicht möglich. Sein Ansinnen, aus "Universum" eine selbständige ORF-Doku zu machen, war zuvor gescheitert. Nachsatz: Zuvor hatte Köhler bereits maßgeblich dazu beigetragen, "Universum" zu einer Marke mit vorzuglichem Ruf auszubauen.
Tabus sind gefallen, Wildlife-Crime boomt
Löwenbabys, Walriesen, Pinguine und Umweltzerstörung. Naturfilme sind heute mehr als nur heile Welt, das habe sich geändert, erklärt Sabine Holzer: Vor zehn Jahren sei es noch ein Tabu gewesen, Filme über die Umweltzerstörung – Stichwort "Conservation" zu machen – heute müsse man das nicht mehr verstecken. Es gehe letztlich um das richtige Storytelling: "Wir haben schon sehr viele anspruchsvolle Sachen im Hauptabend gezeigt, ohne das die Zuschauer gemerkt haben, wie viel sie dabei eigentlich gelernt haben."
Besonders ans Herz gewachsen sind Walter Köhler Produktionen, die einen politischen Wandel anregten. So wie die Netflix-Doku "The Ivory Game", die nachhaltig zur Eindämmung des Elfenbeinhandels in China beigetragen hat. Produktionen wie diese, wird man künftig öfter sehen: Wildlife-Crime liege im Trend. Einen hohen Stellenwert hatte für den 59-Jährigen auch der Spielfilm "Wie Brüder im Wind" mit Tobias Moretti und Jean Reno, der es 2016 mit 250.000 verkauften Karten zum erfolgreichste heimische Kinofilm schaffte.
Apropos Kino: Die Unsicherheit, wann die Kinos wieder aufsperren, erschwert die Finanzierung. "Zum Glück gibt es die Streamer, die in dieser Situation weiterhelfen", verweist das "Terra Mater"-Duo auf Netflix, Prime Video und Co.
Für die Zukunft wünscht sich Köhler für seine Firma die massive Verankerung im fiktionalen Geschäft, und dass dazu beiträgt, "dass die nächste Generation noch einen lebenswerten Planeten vorfinden wird. Weil darum geht es in den nächsten 20 Jahren. Wenn wir das nicht in den nächsten 20 Jahren schaffen, dann schaffen wir es nicht mehr."