Zum Interview trifft man sich wenige Tage vor der Ausstrahlung im Grazer ORF-Landesstudio. An einem größeren Tisch, unweit der geöffneten Terrassentür, sitzt Sepp Forcher neben seiner Frau Heli. Wie es ihnen geht? „Gut“, sagt der Moderator, der in seinem langen Leben auch schon Hüttenwirt oder Lastenträger war.
Wie es dazu kommt, dass er nach dem Ende von „Klingendes Österreich“ weiter vor der Kamera steht? „Beim Glockner-Film war es ein alter Wunsch von mir, dass ich am Ende meines Lebens noch einmal meinen Lebensberg zeigen kann. Bei dieser Sendung war es die Elisabeth Eisner, die mich ja seit Jahrzehnten sehr gut kennt und gewusst hat, wo sie mich noch packen kann. Das ist wie bei einem Karpfen: Du musst nur den richtigen Köder haben.“ Wenn ihn jemand auf altgotische Altäre anspricht, "höre ich mit dem Reden nicht mehr auf." Dass Forcher nur eine rudimentäre Schullaufbahn genoss und einst in Heimatkunde bloß einen 3er im Zeugnis hatte, ist eine Ironie seiner Biografie: Von 1986 bis 2020 war er mit "Klingendes Österreich" der TV-Heimatkundler von ORF 2.
Elisabeth Eisner, langjährige „Klingendes Österreich“-Regisseurin, steht diesmal auch vor der Kamera und führt mit ihm gemeinsam durch die Sendung. Es geht von der Madonna von Michael Pacher (Forcher: „mein Hausheiliger“) in der Franziskanerkirche in Salzburg weiter nach Hallstatt („weil da waren wir fünf Jahre Hüttenwirt auf dem Dachstein“), Maria Gail, Oppenberg und Mauer bei Melk.
Seine Expertise zu altgotischen Altären beruht auf einer bewussten Entscheidung im Jahr 1966. Damals teilte er seiner Frau mit - Sepp und Heli Forcher sind seit 1956 verheiratet - dass er sich spezialisieren müsse. Sonst würde er sich verzetteln. „Ich konzentrierte mich auf die spätghotische Kunst im süddeutschen Raum. Und ich hab gedacht, damit hat es sich. Das war einer der großen Irrtümer meines Lebens.“ Seither sei er drauf gekommen, dass auch dieses Thema uferlos ist.
Er beneidet seine Nachfolger nicht
Forcher, der wie seine Frau bereits seinen 90er feierte, beschreibt sich nicht als „übertrieben Gläubiger“. Trotzdem würde die Sendung gut auf einen Tag vor Palmsonntag passen. Kunst und Glaube, das spiele zusammen, sagt der 1930 in Rom Geborene. „Ich denke mir jedes Mal, es ist das Letzte, was ich gemacht habe“, antwortet Forcher auf die Frage, ob er weitere TV-Filme plane. Zugleich stellt er über sich sprechend klar: „Ideen hat der Forcher ewig. Aber momentan schreibt er noch ein Buch.“ Man dürfe keine Ruhe geben, sonst würde man vertrotteln, bestätigt Heli, die neben ihm sitzt: „Du darfst nicht aufhören, das ist ganz wichtig.“
Für die Klärung der Nachfolge von „Klingendes Österreich“ nahm sich der ORF Zeit, nun wird die Entscheidung bald fallen. „Ich muss nüchtern betrachtet sagen, es ist das Undankbarste, was einer haben kann“, sagt Forcher über den oder die Nachfolger. Die Fußstapfen sind riesig, dessen ist sich auch er bewusst.