Schon eingangs bei Stephanie Madrian, 23-jähriger Klagenfurterin, manifestierte sich erneut der Irrisinn dieser Jury-Besetzung: Nina Sonnenberg alias Fiva wünschte sich von der Studentin künftig mehr als die große Ballade. „Euphoria“ von Loreen (Siegertitel beim ESC 2012) ist eine große Nummer, aber keine Ballade. Die Mikrofone der Juroren blieben trotzdem eingeschaltet. "Jetzt wird es immer schlimmer", konstatierte Ina Regen, für deren gerade erschienenes zweites Album "Rot" wohl ein lukrativer ORF-Deal eingegangen wurde, in einem ihrer Jury-Kommentare. Meinte die eingangs als rosa Osterlamm eingehüllte Gefühlvoll-Sängerin sich selbst, die ihr offenbar falsch zugetraute Aufgabe oder das prinzipielle Unwohlsein im Jury-Sessel? "Fast zu professionell", beurteilte indes Tim Benzko die Performance von Anna Heimrath nach "Arcade". Die ohnehin ihren Weg gehen wird!
Moderatorin Arabella Kiesbauer wollte man als Austro-David-Bowie verkleiden, was als Zeremonienmeisterin nicht ganz daneben ist. Dennoch ist die 51-Jährige heute mehr "Bauer sucht Frau" auf ATV als "Starmania" in ORF 1, dem jungen Sender der öffentlich-rechtlichen Flotte. Es lässt sich eben nicht alles wiederholen ... aber verwegene, tollkühne Innovationen sind scheinbar ein Fremdwort für die Verantwortlichen auf dem Wiener Küniglberg.
Die Outfits, die den 16 Halbfinalteilnehmern vom ORF aufgezwungen wurden, waren von ORF-1-Channelmanagerin Lisa Totzauer und ORF-Unterhaltungschef Alexander Hofer offensichtlich bei der Berechnung des Budgets vergessen worden. Daher bediente man sich aus dem hauseigenen Kostümfundus inklusive "Wurlitzer", "Bingo", "Mitten im 8en", "Frisch gekocht" und "Brieflos-Show". Die Jury sucht einen künftigen Popstar bzw. tut für die Quote so, der ORF kleidet die motivierten Gesangstalente allerdings völlig unpassend und unvorteilhaft ein. Altbacken als Verständnis von Retro?
In die Finalshows aufgestiegen sind: Johannes Pietsch (19-jähriger Wiener) schaffte es mit „Stone Cold“ von Demi Lovato. Vanessa Dulhofer, 16-jährige Schülerin aus NÖ, stieg mit „If I Were a Boy“ von Beyoncé auf. Kärntnerin Julia Wastian (18) sang sich mit „Angel“ von Sara McLachlan in den April. Steirerin Anna Heimrath ist ebenso weiter! Schneller als der Grazer Fred Owusu (24), der durch ein weiteres "Star-Ticket" sofort ein Finalkarte zog. Er interpretierte „Sunny“ von Marvin Gaye. Mit David Mannhart (15) ist ein möglicher Sieger aus NÖ im Rennen. Philip Piller (26) brachte „Scherbenmeer“ von Christina Stürmer Glück. Allegra Tinnefeld, Schülerin aus Wien, ist nach „Somebody to Love“ von Queen in den Finalshows.
Lag es bei diesem seltsam konzipierten und lieblos aufbereiteten Abend daran, dass ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz das "Go!" für "Starmania" gab, Lisa Totzauer aber dem Vernehmen nach lieber "Die große Chance" re-aktivieren wollte und leider gar keine Show-Erfahrung hat? Und Alexander Hofer ohnehin bloß auf das alte Team (Pongratz, Zickler, Rabitsch etc.) vertraute und angesichts seiner Erfolge von ORF 2 für neue, mutige Ideen nicht zugänglich ist? So hat der Noch- oder womöglich-Wieder-Boss Wrabetz nun ein Team unter sich, das eine veritable Chance so richtig in den Sand gesetzt hat! Er hätte aber auch rechtzeitig eingreifen können.