Es beginnt mit den klingenden, sehnsuchtsvollen Namen: Soledad Montalvo und Mauro Larrea. Die beiden Figuren stehen in den jeweils einstündigen Episoden im Mittelpunkt von zwei Handlungssträngen, die wenig überraschend zueinander führen. Auf der einen Seite sehen wir den Spanier Mauro, der früh zum Witwer wird und danach beschließt nach Mexico auszuwandern. Er schuftet als Bergarbeiter und hört von einer Silberader, auf der ein Fluch lasten soll. Durch Glück und Unglück gerät er in den Besitz des Vorkommens und wird zum wohlhabenden Mann.
Auf der anderen Seite des Atlantiks lebt Soledad als lebenslustige Tochter eines spanischen Winzers, der auf "La Templanza" ein Imperium führt und wenig Empathie für moderne Konzepte des persönlichen Glücks aufbringen kann: Als er die Möglichkeit sieht, die Geschäftsbeziehungen zu einem britischen Weinimporteur zu vertiefen, verspricht er ihm seine Tochter als Ehefrau. Soledad muss ihre Heimat verlassen und mit ihrem betagten Ehemann nach London ziehen.
Spanische Serien nehmen in der weltweit hochgetakteten Streamingproduktion eine gewichtige Rolle ein. "Haus des Geldes", "Die Telefonistinnen" oder "Elité" sind erfolgreiche Beispiele für Streaming made in Spain. "La Templanza" fügt sich als aufwendige Kostümserie mit latenter Schwermut in diese Reihe ein. Eine Serie, die man nicht ansieht, sondern vielmehr liest, weil sie an jenen großen Wälzer erinnert, auf dem sie beruht: María Dueñas' Besteller-Roman "Wenn ich jetzt nicht gehe" diente als Grundlage dieser atemlosen Geschichte, die sich nicht schämt, voller Sehnsucht und Pathos zu sein.