Seine großen Feste (mit Auftritten von großen Opernstars wie Anna Netrebko, Rolando Villazón oder Jonas Kaufmann sowie unzähligen prominenten Gästen) sind Legende. Er selbst ist auch eine: KarlSpiehs, Großmeister der Kino- und TV-Unterhaltung, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Wie hatte zuletzt Rolling-Stones-Boss Mick Jagger in einem Interview auf die Frage „Wie fühlt man sich als Legende?“ geantwortet? Er sagte: „Das Schönste an einer Legende ist, wenn sie noch lebt!“
Nun: Karl Spiehs hätte seinen Neunziger, höchst lebendig, auch gerne mit einem weiteren Mega-Fest zelebriert, hätte ihm Frau Corona nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber er verspricht: „Wir werden gewinnen! Das Fest ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben!“
Was war der allererste Film, den Sie gesehen haben?
KARL SPIEHS: Das ist eine echt schwierige Frage. Ich habe mir in meinem Leben so viele Filme angeschaut, dass ich die Reihenfolge nicht mehr sagen kann. Ich bitte um Nachsicht.
Welche Filme könnten Sie sich immer wieder ansehen?
„Casablanca“ und die von mir produzierten „Supernasen“.
Waren Sie je in einen weiblichen Kinostar verliebt? Und wenn – in welchen?
Ja, in die damalige Schauspielerin Angelica Ott, in die ich mich sofort verliebt habe, und mit der ich seit nunmehr 55 Jahren verheiratet bin.
Über wen konnten Sie am meisten lachen?
(schmunzelt) Lachen kann ich immer, auch über mich selbst. Lachen und hoffentlich gute Unterhaltung prägen meine Filme. Garanten für Lachen waren für mich immer Gunther Philipp, Georg Thomalla und die die beiden von Otto Retzer und Adi Peichl gespielten Hausdiener Josip & Malec im „Schloss am Wörthersee“.
Haben Sie beim Anschauen eines Films je geweint? Und warum?
Ja, natürlich habe ich das – auch Männer können weinen -, und zwar beim 13-fach oscarnominierten Streifen „Vom Winde verweht“, einem sehr emotionalen Film. Obwohl dieser fast vier Stunden gedauert hat, war er vom Anfang bis zum Ende spannend und zugleich berührend. Er wurde zu Recht die vierterfolgreichste Produktion der US-Filmgeschichte.
Auf welche Engagements für Ihre Kino- oder TV-Filme waren Sie besonders stolz? Und auf welche Freundschaften, die sich ergeben haben?
Wenn ich auf mein filmisches Leben zurückblicke, war es die Serie „Ein Schloss am Wörthersee“, gedreht an meinem absoluten Lieblingsplatz, wo ich heute auch lebe. Sie wurde in 40 Ländern ausgestrahlt, erreichte allein im deutschen Sprachraum 500 Millionen Zuseher und weltweit sogar über eine Milliarde. Das macht mich heute noch stolz, vor allem auch, weil die „Dallas“-Weltstars Larry Hagman und Linda Gray mitwirkten. Die Serie ist, nicht zuletzt durch die Mitwirkung von Roy Black in der Hauptrolle, noch immer sehr bekannt und wird oft und oft wiederholt. Obwohl sie mittlerweile bereits ihr 30-Jahres-Jubiläum feierte.
Und die Freundschaften, die sich ergaben?
Das ist nicht leicht zu beantworten, weil ich niemanden vergessen möchte. Ich habe viele Freundschaften geknüpft. Mit zahlreichen Persönlichkeiten war ich auch bis zu deren Tod befreundet. Wie zum Beispiel mit Oscar-Preisträger Maximilian Schell, Udo Jürgens und Telly Savalas. Auch mit Uschi Glas, Otto Schenk und Otto Retzer, um nur einige zu nennen, verbinden mich Freundschaft und schöne Erinnerungen. Zwar sieht man einander seltener, aber das ist bei wahren Freundschaften nicht das Ausschlaggebende.
Welches Ereignis in Ihrem Berufsleben haben Sie besonders glücklich gemacht? Und was bedeutet Glück speziell für Sie?
Glück ist ein sehr weit gestreuter Begriff, aber wenn ich auf mein Berufsleben zurückblicke, hat mich die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich sehr glücklich gemacht, weil ich im Herzen Österreicher bin und immer stolz war, unser schönes Land in meinen Filmen zu zeigen. Nicht vergessen möchte ich auch das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft Erster Klasse sowie die Platin-Romy für mein Lebenswerk.
Im Mai 2006 wurden Sie vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl mit dem Berufstitel Professor geehrt. Ist ja auch nicht schlecht? Aus diesem Anlass veranstalteten Sie in der Wiener Hofburg ein gewaltiges Fest mit Anna Netrebko, Rolando Villazón und Udo Jürgens?
Udo widmete mir damals zwei Songs, „Es lebe das Laster“ und „Das ist mein Tag“, und nachher meinte er: „Du hast ganz Recht, Karli. Lieber solche Feste feiern, sonst fliegen später die Erben Erster Klasse“.
Was hat Ihnen der Titel Professor bedeutet?
Ich habe das ja schon an jenem Tag beantwortet. Wenn ich zuvor in Gesellschaft war, hat es von links getönt „Herr Professor Jürgens!“ und von rechts „Herr Professor Serafin!“ Mich aber haben sie gefragt: „Und wer sind Sie?“ Ich habe geantwortet: „Ich bin der Karli!“ Ab sofort ist das anders. Heute hat mich meine Frau noch mit einem „Aufstehen!“ geweckt. Ab morgen, habe ich ihr gesagt, heißt das jedoch: „Bitte, Herr Professor, aufstehen. . .“
Was war in all den Jahren die größte Enttäuschung?
Enttäuschungen gehören zum Leben. Es kann nicht immer alles glatt gehen. Aber dass einer meiner Lieblingsfilme, „Der Reigen“, trotz Topbesetzung kein Geschäft wurde, war für mich wirklich enttäuschend.
Wären Sie nicht Filmproduzent geworden, welchen Beruf hätten Sie sich sonst vorstellen können?
Konzertveranstalter wäre ich auch recht gern geworden. Aber jetzt, in der Lockdown-Phase, bin ich froh, dass es nicht so kam. Ich hatte (er lacht) eben schon damals den richtigen Riecher. . .
Gibt es etwas im Leben, was Sie sich noch wünschen würden?
In meinem Alter hat man nicht mehr viele Wünsche, zumal mein bisheriges Leben spannend und sehr erfüllt war. Somit bin ich mehr als zufrieden. Allerdings möchte ich noch meinen 100. Geburtstag gesund erleben und es noch einmal so richtig krachen lassen.
Luigi Heinrich