Wie sieht sie nun tatsächlich aus, jene Schule in Georgien, welche die vor wenigen Tagen abgeschobene Tina künftig besuchen soll? Ist sie in einem desolaten Zustand, wie es der Anwalt der Familie mit Fotos, die ihm aus Georgien übermittelt wurden, belegen will? Mittlerweile hat sich auch die georgische Botschafterin eingeschaltet und den Darstellungen mit eigenen Fotos widersprochen. Zur Erinnerung: Die in Österreich geborene Tina besuchte in Wien im ersten Bezirk das Realgymnasium Stubenbastei. Vor rund einer Woche wurde sie und ihre Familie, begleitet von Demonstrationen, abgeschoben.
Die georgische Botschafterin Keti Tsikhelashvili stellt die Authentizität der im „Standard“ abgedruckten Bilder in Frage, die dazu gedacht gewesen seien, das georgische Schulsystem als schockierend darzustellen. Dazu veröffentlichte die Botschafterin auf Facebook Bilder, wie die Schule tatsächlich aussehen soll. Die von Anwalt Wilfried Embacher weitergegeben Bilder würden hingegen ungenutzte Nebengebäude der Schule zeigen, so Tsikhelashvili.
Die emotionale Debatte zeigt, das die Frage der Deutungshoheit über die moralische und bis zu einem gewissen Grad auch juristische Rechtmäßigkeit der Abschiebung der Zwölfjährigen noch nicht beendet ist. Zusätzlich aufgeladen werden die Diskussionen durch eine mögliche Manipulation an den Fotos: Ein Bild, das unter anderem „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk auf Twitter teilte, ist eine Außensicht des Gebäudes zu sehen, das in der linken Bildhälfte Hinweise auf Photoshop-Manipulationen enthält.
Die Emotionalität sei nachvollziehbar und der leidenschaftliche Einsatz für die Familie und die kleine Tina positiv, betonte Tsikhelashvili, die zugleich eine bewusste Falschdarstellung ortet. Tatsächlich soll es sich um ein altes Gartenhaus handeln, das nicht mehr „nach dem Bau eines neuen Gartens nicht mehr funktioniert.“ Laut „Krone.at“ bestätigte Tinas Anwalt mittlerweile, dass es sich um die Rückseite der Schule handelt. Die Fotos habe er von ihrer Großmutter erhalten und an den „Standard“ weitergegeben. In der Sache bleibt der Anwalt gewiss: „Der Vorgang ist sicher nicht hilfreich. Mir geht es einzig und allein um das Kindeswohl. Das österreichische Innenministerium will nicht zugeben, mit seiner Vorgangsweise falsch gelegen zu sein und das Kindeswohl ignoriert zu haben. Die Abschiebung war rechtswidrig. Tinas Zukunft ist verspielt“, wird Embacher zitiert.