Ist mit dem neunten Film „Schuld“ nun die Reihe „Spuren des Bösen“ zu Ende?
ANDREAS PROCHASKA: Sagen wir so: Mit diesem Film endet das Duell zwischen Brock und Mesek – wir halten uns aber ein Hintertürchen offen, falls uns eine interessante Geschichte einfällt. Dann ist die Bereitschaft aller Beteiligten sicher da, einen neuen Faden aufzunehmen. Es ist also nicht unbedingt Schluss, aber eine längere Pause.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit! Im Jänner 2011 war die ORF-Premiere des ersten Films.
Es ist für mich mehr als eine Krimireihe: Ein Lebensabschnitt! Mit demselben Team neun einzigartige Filme drehen zu können, war ein Geschenk. Die komplexen Figuren von Autor Martin Ambrosch verbunden mit Heino Ferchs Darstellung von Brock als Anker gaben uns die Möglichkeit, in die hintersten Winkel der menschlichen Psyche zu blicken und spannende Krimis zu erzählen, in denen die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt.
Ein Kraftakt war sicher die erste Staffel von „Das Boot“ für Sky. Staffel zwei lehnten Sie für neue Projekte ab, sind Sie aber mit der Fortsetzung zufrieden?
Ich habe mich bewusst dieser Konfrontation entzogen und sie mir nicht angeschaut: Wenn sie besser als meine Staffel gewesen wäre, hätte ich mich geärgert. Würde sie mir nicht gefallen, dürfte ich nichts sagen.
Was steht denn heuer auf der Agenda?
Ich stelle gerade für Servus TV und ZDF den Zweiteiler „Il Pastore“ mit Tobias Moretti in der Postproduktion fertig. Eine Mafiageschichte, die in Südtirol spielt.
Etwas Historisches – oder spielt es in der Jetzt-Zeit?
Im Jetzt. Tobias spielt einen Winzer in Südtirol, der von seiner sehr finsteren Vergangenheit eingeholt wird – die mit seiner Jugend in Süditalien zu tun hat. Seine Tochter im Leben, Antonia, spielt auch seine Tochter im Film – dadurch ergab sich eine besondere Energie.
Und was drehen Sie als Nächstes?
Wieder für Servus TV, die hier mit der ARD kooperiert: Die Serie „Das Netz“ ist zwar im Dunstkreis der Fußball-Welt angesiedelt, greift aber auch in die Science Fiction, weil es um die Forschung nach der Unsterblichkeit geht. Ich werde mir die Regie übrigens mit meinem Sohn Daniel teilen – eine Premiere. Wir sind ja nur 18 Jahre auseinander, und tauschen uns künstlerisch wunderbar aus. Das Fernsehen bietet derzeit aufregende Möglichkeiten, durch die Streamingdienste, die nun massiv in den deutschen Markt investieren, herrscht Goldgräberstimmung. Aber der dringende Wunsch, wieder einen Kinofilm zu machen, ist da – in Richtung Mystery, Thriller, Horror.
Und wo bleibt der ORF nach „Spuren des Bösen“?
Ich kann ja nur auf ein Angebot reagieren. Dann ist es für mich sekundär, aus welcher Ecke es kommt, wenn die Geschichte stimmt. Es gibt jedenfalls keine Animositäten oder sonst irgendwas zwischen dem ORF und mir. Beim Tobias-Moretti-Projekt hat mich ohnehin gewundert, dass der ORF nicht zugegriffen hat.