Als sich Großbritannien im Sommer 1939 auf den drohenden Krieg vorbereitete, hatte BasilBrown andere Pläne. Beauftragt von der wohlhabenden Witwe Edith Pretty, widmete sich der archäologische Autodidakt einer Anordnung auffälliger Hügel in der ostenglischen Grafschaft Suffolk. Brown nahm den Spaten in die Hand und begann zu graben. Was er entdecken sollte – ein reich bestücktes angelsächsisches Bootsgrab aus dem 7. Jahrhundert – zählt als „britischer Tutanchamun“ zu den sensationellsten archäologischen Funden des vergangenen Jahrhunderts. Kurzum: Brown brachte Licht ins dunkle britische Mittelalter.
Theater,- Film- und Opernregisseur SimonStone stellt in seiner auf Netflix abrufbaren Verfilmung der historischen Ereignisse die Gleichzeitigkeiten aus: Bedächtig schaufelt der uneitle Intellektuelle nach den Toten der Vergangenheit, während sich über ihm die englische Luftwaffe auf den Tod der Zukunft einfliegt. Ansonsten ist Stone bedacht, auf offensichtliche Effekte zu verzichten, um die Figuren wirken zu lassen: Ralph Fiennes spielt Brown als bedächtigen und brillanten Einzelgänger, umgeben von CareyMulligan als langsam sterbende Mrs. Pretty. Dazwischen spielt Robert, der Sohn der Witwe, mit einem Aluhut auf dem Kopf den Abflug ins zeitlose Weltall.
Das Stillleben mit Schaufel und Pfeife setzt auf eine konventionelle Dramaturgie, und die historisch aufgeladene Geschichte ist an der Oberfläche eine der Kränkungen: Von Zurückweisungen in Liebesdingen, fehlender Wertschätzung durch herrlich versnobte Mitglieder des British Museum bis zum Mini-Erdrutsch, der Brown verschüttet. Nicht nur Menschen werden in dieser bildschönen Landschaft begraben, auch manche Wahrheit wird gewissenhaft der Sichtbarkeit entzogen.
Grundlage der „Ausgrabung“ ist ein Roman von John Preston, dessen Tante Margaret Piggott 1939 selbst an den Ausgrabungen teilgenommen hatte. Im Drama wird Piggott von LilyJames als an ihrer Ehe zweifelnde Jung-Archäologin dargestellt.