Sie denken bei Marvel an Captain America, Iron Man oder Hulk? Bei seiner Premiere mit einer eigenen Serie für den Streamingdienst Disney+ gibt sich das Marvel Cinematic Universe, kurz MCU, ungewöhnlich nuanciert. „WandaVision“ nennt sich die Marvel-Produktion, mit der ein neuer Vorstoß im Streamingbereich gelingen soll und die den terminlichen Vorzug vor Actionserien wie „Loki“ bis „The Falcon and the Winter Soldier“ erhielt.
Mit „WandaVision“ ist Marvel in der Parodie angekommen, ohne sich selbst zu verraten. Parodiert wird weniger das Superhelden-Genre als die Fernsehgeschichte der letzten 70 Jahre. Eingeschlossen in das Vorstadtidyll und angesiedelt im Sitcom-Kosmos, zeigt die erste Folge den superintelligenten Androiden Vision (Paul Bettany), der mit seiner Wanda (ElizabethOlsen) den Traum der 50er träumt: Haus, Gartenzaun, Superkräfte. Während sie als chaotische Hexe Gegenstände durch die Luft fliegen lässt, macht sich der Androide zum Menschen und geht – ganz braver Bürger – zur Arbeit.
Mit ihren Hauptfiguren steht die Serie nicht im luftleeren Raum. Elizabeth Olsen und Paul Bettany waren in diesen Rollen schon bisher Teil des Marvel-Universums, „WandaVision“ transformiert sie auf eine neue Aufmerksamkeitsebene. In einem Szenario, das optisch und inhaltlich auf Vorgänger wie „Pleasantville“ oder „Die bezaubernde Jeannie“ Bezug nimmt, ohne große Action und dafür mit feinem Humor und Mut zur Überzeichnung. Dem Franchise soll gelingen, was bereits „The Mandalorian“ für „Star Wars“ und Disney+ leistete: eine neue Zuseherschaft erschließen und für das jeweilige Geschichten-Imperium begeistern.
Ab heute sind zwei Folgen auf Disney+ abrufbar, die dritte ab 22. Jänner. Jeweils sitcomtaugliche 30 Minuten lang.