Journalismus ist den Fakten verpflichtet, aber auch dazu da, Ereignisse zu analysieren und zu kommentieren. Wie sehr die Grenzen zwischen diesen Funktionen verschwimmen, zeigen die US-Nachrichtenportale. Verfolgt man Ereignisse auf CNN und auf Fox News ist man sich oft nicht mehr sicher, ob es überhaupt dieselben Ereignisse sind. Seit Donald Trump Präsident ist, hat sich der Gegensatz deutlich verschärft. Auf der einen Seite die Trump-Gefolgschaft auf Fox mit Sean Hannity und Tucker Carlson, auf der anderen CNN mit Jake Tapper und Anderson Cooper. Die stundenlange Live-Berichterstattung um den rechtsextremen Aufstand am Kapitol auf CNN war wieder eine Melange aus Bericht, Betroffenheit, Trump-Anklage, Empörung und Häme. Das ist angesichts der epochalen Schande besonders verständlich, aber diese Art von Berichterstattung ist letztlich nichts anderes als eine Art Nachrichten-Show für jene Leute, die ihre Perspektive (und zwar nur die) dargestellt und vertreten wissen wollen.
Der Bruch der US-Gesellschaft spiegelt sich nicht nur in den Medien, sie schüren die Polarisierung. Sie profitieren letztlich wohl auch davon. Obwohl die "traditionellen" Medien Teile der Gesellschaft gar nicht mehr erreichen: Viele besonders hartgesottene Trump-Anhänger haben sich selbst von Fox News abgewendet, nur weil es das Faktum von Joe Bidens Sieg meldete.