Als RTL die Jury um Dieter Bohlen für die nunmehr 18. Staffel des Castingformats „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) austauschte, rieben sich die Unterhaltungsprofis des Privatsenders noch die Hände. Der 20-jährige Popsänger Mike Singer (er belegte heuer als Wuschel den zweiten Platz bei „The Masked Singer“ auf ProSieben) soll die junge Zielgruppe anlocken, mit Maite Kelly („Warum hast du nicht Nein gesagt“) wird das beliebte Schlager-Genre abgedeckt – und mit Michael Wendler („Sie liebt den DJ“), mehr Reality-TV-Promi als Sänger, war genügend Krawall für den Boulevard und die Ballermann-Fraktion im Jury-Boot – gefilmt wurden die Casting diesmal nämlich auf dem Schiff „Blue Rhapsody“, das über den Rhein schipperte. Vorbei an der weltberühmten Loreley.
Doch mit diesem Krawall hatte RTL nicht gerechnet: Mitten in der Produktion der ersten Castings im Herbst brach das Arbeitsverhältnis krachend zusammen. In einem irritierenden Video-Posting warf Wendler der deutschen Bundesregierung in der Coronakrise „grobe und schwere Verstöße gegen die Verfassung und das Grundgesetz“ vor. Zudem beschuldigte er Fernsehstationen, darunter seinen bisherigen Haussender RTL, „gleichgeschaltet“ zu sein.
RTL distanzierte sich sofort und nannte Wendler einen Verschwörungstheoretiker. Doch was tun mit den bereits abgedrehten DSDS-Folgen (dem Vernehmen nach 13 an der Zahl), in denen der 48-Jährige die Kandidaten beurteilt hatte? Der Entschluss: Wendler bleibt drin – aber nur solange wie nötig. „Bis zu seinem merk- und denkwürdigen Abschied aus der DSDS-Jury war Michael Wendler vollwertiges Jurymitglied der neuen Staffel“, lässt RTL wissen.
Und konkretisiert: „Seine später geäußerten Ansichten zur Pandemie (und über RTL) waren uns nicht bekannt und spielten bei der musikalischen und künstlerischen Bewertung der Kandidaten keine Rolle.“ Allein aus Fairness den angetretenen Nachwuchssängern zwischen 16 und 30 Jahren gegenüber, die wegen seines Urteils weiterkamen oder nicht, könne Wendler nicht einfach rausgeschnitten werden. Ab der Recall-Runde wird aber nur mehr die dreiköpfige Jury mit Bohlen, Singer und Kelly zum Einsatz kommen. Das Live-Finale, wo der Nachfolger von Ramon Roselly gekürt wird, ist im März in Duisburg geplant.
Und es wäre nicht Bohlen, wenn nicht so ein Satz in der Auftaktfolge am 5. Jänner um 20.15 Uhr fiele: „Du hast Glück, dass es jetzt diese Abstandsregeln gibt, sonst würde ich direkt zu dir kommen und dir den Mund zunähen!“