Dezember 2020 ist Ihr Fernsehmonat: Morgen läuft der Landkrimi „Das Mädchen aus dem Bergsee“ im ORF, nächste Woche die Komödie „Das Glück ist ein Vogerl“ und außerdem zwei neue „Blind ermittelt“-Folgen. Und immer verkörpern Sie eine völlig andere Rolle. Liegt darin für Sie der Reiz Ihres Berufs?
PATRICIA AULITZKY: Total. Das macht mich auch sehr glücklich. Ich habe mir immer gewünscht, so viele unterschiedliche Rollen spielen zu können, und freue mich sehr, dass das jetzt genau so passiert und hoffentlich noch lange weiter.
Pädophilie, Missbrauch, Familien-Traumata: „Das Mädchen aus dem Bergsee“ ist keine leichte Kost. Wie hat sich das auf die Stimmung am Set ausgewirkt?
Gerade, wenn man so ein schweres Thema hat, muss man viel lachen am Set. So ein Thema macht etwas mit einem. Deswegen gehört es auch besprochen. Ich finde es sehr mutig, dass sich Eva Testor (Anm. Drehbuch, Kamera) an dieses Tabuthema herangetraut hat.
Die von Ihnen verkörperte Ermittlerin ist auch persönlich in den Fall involviert.
Das ist das Tolle an dieser Rolle, dass sie als Kommissarin immer weiter in den Fall hineingezogen wird und sich mit ihrer Familiengeschichte identifizieren muss. Am Set hat man ja meistens nicht viel Zeit, etwas groß zu besprechen. In diesem Fall hatten wir im Vorfeld viel Zeit. Das ist mir in meiner Karriere selten passiert, dass ich ein Buch schon so lange vorher gekannt habe. Eva Testor und Mirjam Unger (Anm. Regie) sind schon vor Jahren an mich herangetreten. Und mit Mirjam habe ich mich immer wieder getroffen, um in Ruhe und ohne Druck über die Rolle zu sprechen.
Sie sind ja teils in Tirol aufgewachsen: Wie haben Sie die Rückkehr für dieses Projekt erlebt?
Ich habe Tirol noch einmal neu kennengelernt: im Arbeitskontext abseits von meiner Familie im Dorf. Ich habe zum ersten Mal in einem Appartement in Innsbruck gewohnt, wir haben an einem wunderschönen See gedreht und ich war an Orten, die ich noch nicht kannte.
In Ihrem Lebenslauf steht das Wort Nomadin. Ist die Schauspielerei einfach eine Fortsetzung?
Ich liebe es, zu reisen und die Abwechslung. Das findet sich in meinem Beruf wieder. Vielleicht bin ich deshalb Schauspielerin geworden, wer weiß.
War es rückblickend die richtige Entscheidung aus der TV-Reihe „Lena Lorenz“ auszusteigen?
Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, ich habe die Rolle sehr gerne gespielt, aber nach zwölf Filmen habe ich wieder Abwechslung gebraucht. Und all die Filme, über die wir hier sprechen, machen mich sehr happy.
Am 16. Dezember läuft „Das Glück ist ein Vogerl“ im ORF. Komödien finden sich in Ihrem Portfolio nicht zuhauf. Wie war es für Sie?
Fantastisch, aber auch eine ganz andere Herausforderung: Timing und Schnelligkeit beim diesem Dreh waren ganz anders als beim Krimi. Es ist eine andere Art, zu spielen. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Das ist ja das Tolle, wenn man immer wieder etwas Neues kennenlernt. Und: Mit dem Simon (Anm. Schwarz) zu spielen, ist hinter und vor der Kamera ein Highlight. Es gibt mit ihm immer sehr viel zu lachen und man geht nach einem Drehtag gut gelaunt nach Hause.
Einem breiteren Publikum wurden Sie durch den Falco-Film „Verdammt, wir leben noch“ bekannt, nun drehten Sie „Jeanny“.
Das Buch ist echt spannend, mit einigen Twists, die ich beim Lesen nicht erwartet habe, und das passiert einem ja gar nicht mehr so oft. Es war eine super Rolle und eine tolle Arbeit.
Wissen Sie schon, wann Sie das nächste Mal vor der Kamera stehen werden?
Nein, im Moment weiß ich das noch nicht. Ich arbeite an einem Musik-Projekt und bin gerade im Studio um die ersten zwei Songs aufzunehmen, aus denen hoffentlich einmal ein Album wird. Das ist mein persönliches Projekt, wenn ich nicht drehe. Ich arbeite mit einem Produzenten zusammen und es wird eher in die elektronische Richtung gehen.