Das Leben ist kein Ponyhof. Wer weiß das besser als die Queen? Und das nicht nur, weil sie ohnehin in Gestüten denkt. Wir schreiben das Jahr 1979, und für die royale Familie und die Briten insgesamt wird der Wind rauer. Die Feinde kommen aus der Deckung: Die IRA geht zum Frontalangriff über. Gleich zu Beginn der vierten Staffel der Erfolgsserie „The Crown“ (ab Sonntag auf Netflix), verdichtet sich in einer fulminanten Szene die Frage, die sich durch die gesamte Staffel ziehen wird: Wer ist der Jäger, wer der Gejagte? Wer sind die Hetzer und wer die Gehetzten? Die Zeichen stehen auf Veränderung: In der Downing Street übernimmt Margaret Thatcher (Gillian Anderson) das Ruder. Beide, Rolle wie Darstellerin, starten holprig und finden erst nach und nach in die Spur. Die leichte Süffisanz, die die echte Eiserne Lady an den Tag legen konnte, wird Anderson nicht hinkriegen.



Im Buckingham-Palast schnallt man derweilen das Korsett enger: Charles (Josh O’Connor), vom Tagträumer zum Womanizer mutiert, muss heiraten. Jung, standesgemäß und formbar, lautet die Order des Empire. Diana Spencer (Emma Corrin) schafft die royale Aufnahmeprüfung und besiegelt damit ihr Schicksal. Das Korsett, eh schon wissen. Newcomerin Corrin verkörpert die „Königin der Herzen“ von zart bis wehrhaft, eine echte Entdeckung. Die besonderen Stärken der Serie, das ist in der vierten Staffel nicht anders, ist nicht der Blick ins royale Schlafzimmer, sondern das gekonnte Filetieren und Auffächern von Macht, dem Umgang damit und die zum Teil fatalen Auswirkungen. Die Serienmacher blicken gekonnt in einen Mikrokosmos, um die fatale Arbeitslosigkeit der damaligen Zeit sichtbar zu machen.

Michael Fagan mag jener Mann sein, der es über alle Sicherheitssysteme hinweg zur Queen ans Bett geschafft hat, aber die Serie blickt auf das System, das ihn ins Straucheln bringt. Das kann der Queen zwar nicht passieren, aber die Erkenntnis, dass ein Korsett zwar gerade hält, aber auch zerquetschen kann, die wird sie nicht ereilen.
So beginnt sich das Karussell zu drehen, und nicht alle sind zu 100 Prozent schwindelfrei. Aber wie immer gilt, je höher die Geschwindigkeit, desto mehr verhallen die Schreie. Die Einzigen, die unter dem Radar des Schicksals fliegen, sind die Corgis, aber das ist eine andere Geschichte.