Eine unübersichtliche Situation, zahlreiche Gerüchte, Gewalt, Panik – dazu der Drang beziehungsweise die Verpflichtung gegenüber dem Publikum, schnell verlässliche Informationen zu liefern, begleitet vom Quotendruck. Der Terror des 2. November in der Wiener Innenstadt war eine journalistische Herausforderung, speziell für die Nachrichtenredaktionen der Fernsehstationen.
Anders als Mitbewerber oe24.tv zeigte Puls 24 am Montagabend keine Videos, auf denen die Gewalttaten unmittelbar zu sehen waren. Auch wurde auf unverifizierte oder Augenzeugenaufnahmen verzichtet. „Wir haben eine klare redaktionelle Richtlinie zur Berichterstattung über IS-Terror“, erklärt Corinna Milborn, Infochefin des Senders. Dieser mit Terrorexperten, Psychologen und Radikalisierungsexperten ausgearbeitete Regelkatalog sieht unter anderem vor, keine von der Terrororganisation veröffentlichten Bilder zu zeigen, keine Namen von Terroristen zu nennen, Bekennervideos keine Plattform zu bieten und weder Hass noch Angst zu schüren, „denn das ist das Ziel des Terrors und nicht unseres“.
Wie die ZiB Spezial im ORF berichtete der Privatsender stundenlang von den Vorgängen in der Wiener City und setzte weit stärker als der öffentlich-rechtliche Sender auf Expertengespräche.
Wie herausfordernd die Einhaltung der eigenen Regeln zur Terror-Berichterstattung sein kann, musste die Puls-24-Redaktion am Montag erleben, wie Milborn erzählt: "Ein Reporterteam stand genau am ersten Tatort im Bermudadreieck und war für eine Schalte über den letzten Abend vor dem Lockdown bereit - das Live-Bild schon angelegt - als die ersten Schüsse fielen. Die Reporterin floh in ein Haus, der Kameramann lief in die andere Richtung und blieb live drauf. In dieser frühen Phase, in der wir noch nicht wussten, worum es geht, haben wir einige Livebilder, mit Wiederholungen, vom Polizeieinsatz und der Rettung gezeigt, die wir sonst nicht gebracht hätten. Nichts Tragisches, aber es war zum Beispiel eine Bahre zu sehen. Das war dem Schock geschuldet und wurde auch schnell beendet."