"Haaallo!“ – Wer an „Taxi Orange“ zurückdenkt, hat womöglich diese Begrüßung von Chris Kornschober im Ohr oder „Mama“ Robert vor Augen. Der spätere Sieger Max (er spendete allerdings das Preisgeld von einer Million Schilling) jubelte schon beim Einzug in den Kutscherhof: „Die Einrichtung ist ein Wahnsinn, ,Big Brother‘ kann sich verstecken!“ Unter sich waren die 13 Bewohner von Österreichs erster Reality-WG freilich nicht: Überall im Kutscherhof waren Kameras installiert, auch in den beiden Taxis.
ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner (damals Programmintendantin) erinnert sich: „Der ORF musste und wollte sich dem Reality-TV stellen und hat dabei auf eine ganz andere, pfiffige Variante gesetzt. Kein Container, sondern eine richtige Kutscherhof-WG, eine zu bestehende Taxiprüfung statt Bierpegel und die Arbeit, um sich die Versorgung zu finanzieren. Das Taxi mit Kundschaft war zusätzlich ein geniales Marketing-Tool. Die Themen – ob Job, Literatur oder Homosexualität – hatten gesellschaftspolitische Reibungsflächen. Es war the place to be and talk about.“
Wie schwer war es aber, markante Teilnehmer wie Max (er ist Schauspieler und Sänger), Magenta oder Wazzinger zu finden? „Mit dem Casting für ein derart neues Format hat der ORF neues Terrain betreten. Dem Casting-Aufruf ist eine Vielzahl von Interessenten gefolgt, auch wenn die Kandidaten sich noch nicht vorstellen konnten, wie sie damit umgehen werden“, schmunzelt Kathrin Zechner heute. Sie beschreibt es als „Format, das aus der Mitte der diversen Gesellschaft kam, uns spiegelte und gleichzeitig zum Denken anregte“. Der „bunte Haufen“ im Kutscherhof wurde zum Quotenhit – „das Quäntchen Glück“ war dabei, gesteht Zechner, sagt aber stolz: „Wir waren sehr konsequent in der Programmierung – eine tägliche Sendung war damals schon ein massiver Aufschlag im Programm. Starke unerprobte Formate brauchten Überzeugungskraft der Initiatorin, die ich damals sein durfte, und den Mut aller Verantwortlichen, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten. Dies alles war nur möglich mit der nötigen Begeisterung, Professionalität und dem ‚Yes we can‘-Gedanken!“
Trotzdem war nach Staffel zwei im Frühjahr 2001 Schluss: „Jede Zeit hat etwas Neues, was unterhaltsam und klug ist, wenn Mut, Talent und Können passen. 2000 stand der gesamte ORF hinter dem Projekt“, konstatiert Zechner und fügt hinzu: „Nach dem Ende der zweiten Staffel wurde eine neue Geschäftsführung bestellt, die andere und neue Schwerpunkte setzen wollte. Da hat ,Taxi Orange‘ nicht mehr dazugepasst.“
Musste der damalige Generalintendant Gerhard Weis (1998 bis 2001) die orange Reality Soap im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verteidigen, verwies er gerne darauf, dass es besser sei, wenn die Mehrheit der Jugend das vergleichsweise harmlose „Taxi Orange“ und nicht die Privatkonkurrenz sehe.