Sie war die Gangsterbraut, die sich ihren teuren Lebensstil von der Mafia finanzieren ließ. Er war der Bergbauernsohn, der zum nationalen Helden avancierte. Glitzer- und Provinzwelt. Skilehrerschmäh und eine kriminelle Schülerin, der das gefiel. Und am Ende stehen Todesfälle, die bis heute Fragen aufwerfen.

Die spektakuläre Geschichte von Virginia Hill und Hans Hauser hat das Format eines Scorsese-Films, sagt Adrian Goiginger, der für Servus TV die Doku „Virginia“ (6. September, 20.15 Uhr) produzierte. „Es ist eine wahre Mafiageschichte, die kaum jemand kennt, obwohl das alles mitten in Salzburg stattgefunden hat.“ Für Goiginger ein Anlass, den Stoff unbedingt umsetzen zu wollen. Entstanden ist aus der Idee eine aufwendige Spieldoku, hochkarätig besetzt mit Verena Altenberger und Michael Dangl.

Wildes Leben, ungeklärter Tod

Hill flüchtete mit Hauser vor der Mafia aus den USA nach Österreich
Hill flüchtete mit Hauser vor der Mafia aus den USA nach Österreich © ServusTV/Marco Riebler

Virginia Hill, aufgewachsen in desolaten Verhältnissen, war in den 30ern mit der New Yorker Mafiagröße Bugsy Siegel liiert. Weil die Mafia Siegel vorwarf, beim Bau eines (nach Hill benannten) Hotels Geld unterschlagen zu haben, machten seine Unterweltspezis schnellen Prozess mit ihm. Und was machte Hill? Sie suchte in Sun Valley Ablenkung, verliebte sich in dem Skiressort in den Auslandsösterreicher Hans Hauser und floh mit ihm nach Salzburg auf die Zistelalm. Jahre später – Hill versuchte die Mafia mit ihren Aufzeichnungen zu erpressen – wurde das amerikanisch-österreichische Paar von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt: Hill starb 1966, Hauser 1974. In beiden Fällen gab es Zweifel an der Suizidtheorie.

Zu Wort kommen in der Doku viele Zeitzeugen, darunter TV-Legende Sepp Forcher, die unter der Regie von Sascha Köllnreitner von damaligen Ereignissen berichten. Ganz verschwunden ist die Angst vor der Mafia bis heute nicht: Einige Grundbesitzer verweigerten eine Drehgenehmigung.

Eine spezielle Herausforderung für die Hauptdarsteller war die fast völlige Reduktion auf das wortlose Spiel. Drei Sätze hat Verena Altenberger zu sprechen, Michael Dangl (zwei Sätze) sieht darin überhaupt kein Problem: „Der Text ist ohnehin nur die Spitze des Eisbergs des Schauspiels.“

Goigingers dreht Mitterer-Film

Goiginger, dem 2016 mit seinem Langfilmdebüt „Die beste aller Welten“ gemeinsam mit Verena Altenberger der Durchbruch gelang, dreht derzeit im Zillertal mit Felix Mitterers „Märzengrund“ seinen zweiten Kinofilm. Und setzt dabei erneut auf Altenberger: „Wir waren damals beide an einem ähnlichen Punkt unserer Karriere. Das verbindet halt. Es ist wirklich eine Win-win-Situation, weil ich profitiere wahnsinnig von ihr und sie profitiert auch von den Rollen.“

Die Inszenierung von Mitterers Geschichte über einen reichen Bauernsohn, der die Einsamkeit des Berges der Zivilisation vorzieht, beschreibt Goiginger in Bezug auf Sean Penns Filmdrama als eine Art „Into the Wild“ in den österreichischen Alpen. Der Aufwand ist groß: Per Helikopter wurde eigens eine Hütte auf 2000 Meter Seehöhe geflogen, um am Berg ein authentisches Ambiente zu schaffen.

Druck von außen verspüre er keinen, den mache er sich schon selber, erklärt der in Salzburg lebende Goiginger. Bei „Die beste aller Welten“, ein Film über die Kindheit des 29-jährigen Regisseurs, habe er noch jedem beweisen müssen, dass er es kann, bei „Märzengrund „ist es natürlich schon einfacher“.