Ihr Outing war spektakulär wie kein zweites: Am 30. April 1997 erklärte die Hauptfigur der Sitcom „Ellen“, dass sie lesbisch sei. Fast zeitgleich zur Ausstrahlung der Folge "The Puppy" ging auch ihre Darstellerin Ellen DeGeneres mit ihrer Homosexualität an die Öffentlichkeit. Das positive wie negative Echo auf das Doppel-Outing war enorm. Schon lange war spekuliert worden, dass Ellen DeGeneres homosexuell sei, die „Vollzugsmeldung“ ihrer Sitcom-Figur Ellen Morgan wurde in den USA von 42 Millionen TV-Zusehern verfolgt. Im Studiopublikum befanden sich Stars wie George Michael und Tracy Chapman.
Für die heute 62-Jährige war es jedoch der Anfang vom Ende ihrer Sitcom. Die Einschaltquoten sanken, die Serie wurde abgesetzt. Die Komikerin fiel in ein Karriereloch, aus dem sie sich schon 2001 wieder herauszog. Sie startete eine weitere Sitcom, arbeitete als Synchronsprecherin und Moderatorin, bis sie mit einer Talkshow ein bis heute erfolgreiches Format etablierte. Die „Ellen DeGeneres Show“ ist eine der großen Nachmittags-Talkformate, das mit Preisen überhäuft wurde und das DeGeneres zu einer der reichsten Frauen im Showgeschäft machte.
Auf der hochdekorierten Vorkämpferin für Diversität, einer philanthropen Veganerin und Vorzeigeliberalen, dem Kumpeltyp und Sonnenschein aus dem Nachmittagsfernsehen lastet ein Schatten: Angestellte der Show haben im Juli von einem Klima der Angst berichtet. Einschüchterungen, Schikanen und Respektlosigkeiten sollen an der Tagesordnung gewesen sein, Quelle des Ungemachs sei aber nicht Ellen DeGeneres, sondern die Produzenten. Drei von ihnen wurden jetzt entlassen, die Showmasterin soll sich mit bewegenden Worten an die Belegschaft gewendet haben.
Die ganze Sache erlaubt auch einen Blick hinter die Fassade eines fröhlichen und ungemein witzigen Fernsehlieblings: DeGeneres soll abseits der Kamera dermaßen introvertiert sein, dass ihr Verhalten Gäste und Mitarbeiter massiv irritiert habe.