Bevor es bei den "Sommergesprächen" richtig zur Sache ging, leiteten die reichweitenstarken "Liebesg'schichten und Heiratssachen" den politischen Abend ein. Nach seiner Traumfrau gefragt, erklärte Kurt, 57 und Reisebuschauffeur aus Oberösterreich: "Da habe ich ein gewisses Vorbild: die Pamela Rendi-Wagner".

"Wir werden vor allem neue Jobs brauchen. Und diese neuen Jobs brauchen mutige Schritte", fordert Meinl-Reisinger, dass der Staat für jede neue Stelle die Hälfte der Lohnnebenkosten zahlt, um, wie sie sagt, Menschen wieder in die Selbstbestimmtheit zu bekommen.

Häufige Unterbrechungen

Nicht immer ist die Politikerin in Bezug auf die Arbeitslosigkeit so konkret: "Natürlich ist es schwierig. Wenn es einfach wäre, wäre es einfach." Stribl fährt ihrem Gast mehrfach ins Wort, um das Gespräch dynamisch zu halten und Monologe verhindernd die Oberhand zu behalten. Nicht immer wäre das notwendig gewesen und löste bei ihrem Gegenüber zunächst noch sanfte Irritationen aus. Stribl blieb ihrer Linie treu, konfrontiert mit Zitaten oder Grundsätzlichem. Nicht alle Fragen waren von gleicher Substanz: Wie war das genau mit der Quarantäne, "gibt es Unterschiede zwischen Stand und Land?"

Gast und Gastgeberin waren auf Seriosität und Nüchternheit konzentriert. Dazu zählt, dass der Heurigenbesuch ohne Wein, sogar ohne Wasser auskam. Nur Notizen lagen auf der Tischoberfläche. Nur Notizen? Nicht ganz: "Na dann bleiben wir gleich bei meinem Thema", bog Stribl recht geschickt ab, als Meinl-Reisinger eine Reise nach St. Taferl einleiten wollte.

Teil der "Sommergespräche" war auch heuer ein rhetorisches Spielchen. Simone Stribl gab der Neo-Politikerin ein Begriffspaar vor, Meinl-Reisinger musste sich für einen Begriff entscheiden. Hubert von Goisern oder Reinhard Fendrich - Meinl-Reisinger wollte sich nicht entscheiden. Matthias Strolz oder Irmgard Griss? Griss. Desinfektionsmittel oder Klopapier? Meinl-Reisinger wählte leicht irritiert Klopapier.

Und sonst? "Ich hab' offensichtlich doch ein Faible für leichten Körperkontakt", zieht die Politikerin den Ellbogen-Gruß der Verbeugung vor. 

"Haben Sie irgendjemanden umarmt?"

Unterdessen ließ sich Stribl nicht davon abbringen, das Tempo vorgeben zu wollen. "Darf ich vielleicht ausreden?", wird es der Neos-Politikerin nach kurzem genervtem Augenschließen schließlich doch zu bunt. Stribl lässt sie gewähren.

"Die wichtigste und erste Pflicht dieser Bundesregierung ist, das Testen schneller zu machen", formuliert die Politikerin, die sich auch eine Hotline für Lehrer wünscht, wo alle Fragen im Kontext von Corona beantwortet werden. Zudem fordert sie eine Fastlane für die Testung coronaverdächtiger Schüler. Immer wieder betont sie, der Staat müsse in dieser Zeit ein Sicherheitsnetz bieten.

Zwischendurch wird es skurril: "Haben Sie irgendjemanden umarmt?", fragt Stribl nach Corona-Fauxpas. Andere Fragen waren hingegen erwartbar, sind geradezu Klassiker: "Was wären sie denn jetzt geworden, wenn ich weiter bei der ÖVP geblieben wären?" Und: "Schmerzt es, nicht mitentscheiden zu können?" Oder: "Ist ihnen etwas peinlich?"

Fazit: Simone Stribl hat ihren ersten Auftritt als Gastgeberin der "Sommergespräche" ordentlich erledigt. Was ihr an Lockerheit und Spontaneität fehlte, brachte sie an Seriosität ein. Stribl hat noch Gelegenheiten, an ihrem Auftritt zu arbeiten. Wer weiß, vielleicht sieht Kurt aus den "Liebesg'schichten" am 24. August schon eine lockerere Gastgeberin.

Die nächsten Termine

  • 10. August: Werner Kogler, Grüne
  • 17. August: Norbert Hofer, FPÖ
  • 24. August: Pamela Rendi-Wagner, SPÖ
  • 31. August: Sebastian Kurz, ÖVP