Mit seiner erst kürzlich in Passau angetrauten Ehefrau Simone kam Ottfried Fischer an den schönen Wörthersee. Offizielle Begründung: Flitterwochen. Aber da war noch was: Im heimatlichen Velden arbeitet Spezi Otto Retzer derzeit an einem Porträt anlässlich seines 75. Geburtstages. „Otto Retzer – Der Film meines Lebens“ wird von Servus TV an exakt diesem Tag (13. September) ausgestrahlt, und ihm zuliebe kam Fischer trotz schwerer Erkrankung ausnahmsweise noch einmal vor die Kamera.

Imponierend, Ottfried, mit welcher Energie Sie nach wie vor durchs Leben gehen, obwohl das im Rollstuhl sicher nicht einfach ist?
OTTFRIED FISCHER: Da ist mir die Energie meines Freundes Otto Retzer ein Vorbild.

OTTO RETZER: Man muss uns beide erst erleben, wenn wir abends ausgehen. Da sind wir wie eine Re-Reinkarnation.

Wann haben Sie einander kennengelernt?
FISCHER: Das war 1984, als Otto noch Aufnahmeleiter war. Beim Film „Mamma Mia – Nur keine Panik“: Bereits damals fiel mir auf, wie gut man bei der Lisa-Film selbst als noch Unbekannter behandelt wird. Ein Pfarrer hat mir jüngst gesagt, dass jeder von uns fünf Lebensmenschen hat. Otto ist für mich einer von den fünf.

Inzwischen haben Sie ja viele Filme miteinander gedreht?
FISCHER: Ja, ich bin fast sein unehelicher Sohn. Und um uns auseinander zu halten, muss einer eine Glatz‘n haben. . .

Am 13. September wird Otto Retzer 75. Am gleichen Tag strahlt Servus TV die Retzer-Doku aus.
Am 13. September wird Otto Retzer 75. Am gleichen Tag strahlt Servus TV die Retzer-Doku aus. © Ingrid Bolesch/ Lisa Film

Ihren Humor haben Sie offensichtlich nicht verloren?
FISCHER: Was sicher ganz wichtig ist. Kürzlich etwa habe ich in einer Kirche einen Vortrag gehalten. Man hat mich im Rollstuhl hingeschoben. Plötzlich habe ich mich angestrengt, aufzustehen. Das gelang, und ich habe gerufen: „Ein Wunder, ein Wunder!“

Auch in der Erfolgsserie „Ein Schloss am Wörthersee“ hatten Sie miteinander zu tun?
RETZER: Da hat mir der Otti einen von zwei unvergesslichen Momenten beschert. Den einen lieferte Herbert Fux, der als König Ludwig immer ins Wasser wollte. Das war so blöd, dass es schon wieder gut war. Noch heute werde ich auf diese Szenen angesprochen. Der zweite Moment war, als Otti mit einem Maserati im Schlosshotel einfuhr.

FISCHER: Den hatte man mir in München zur Verfügung gestellt.

RETZER: Und als er vor dem Eingang stehen blieb, ging wohl die Tür auf, doch niemand stieg aus.

FISCHER: Weil mir das Auto viel zu eng war. Ich schaffte es einfach nicht, allein auszusteigen. Mit viel Mühe und vereinten Kräften hat man mich dann rausgehoben. Bei den Dreharbeiten zu „Ein Schloss am Wörthersee“ hatte ich auch eine wichtige Begegnung. Ich habe Fritz Eckhardt kennen gelernt, und der hatte noch Ödön von Horvath gekannt. Eckhardt hat mir innerhalb von drei Tagen Ding beigebracht, die für mein ganzes späteres Leben wichtig waren. Übrigens wurde ich damals da und dort gefragt, warum ich in einer „so billigen“ Serie mitmachen würde. Ich habe geantwortet: „Weil der Wim Wenders nicht immer auf mich gewartet hat!“ Später haben die Herrschaften, die sich zunächst über die Serie lustig machten, ja alle mitgespielt. . .

Wird es zum Geburtstag auch ein Buch über das Leben von Otto Retzer geben?
FISCHER: Apropos! Ich habe dieser Tage den Thomas Gottschalk getroffen. Er lässt dir ausrichten, du sollst zum Geburtstag alles machen, nur ja kein Buch schreiben. . .

Aber von Ihnen, Ottfried, wird es demnächst ein neues geben?

FISCHER: Es heißt „Himmel ist dort, wo dir die Todesanzeigen etwas sagen“. Ein lesenswerter Schmöker, mit vielfältigen Geschichten aus dem Leben und aus der Heimat.

Erinnern Sie sich an noch ein spezielles gemeinsames Erlebnis mit Otto Retzer?
FISCHER: Ja, Stichwort Hamburg, bei den Bordsteinschwellen. Da kam eine der Schönen auf Otto zu und hat sich ihm angeboten. Er fragte: „Was kostest du?“ Sie: „60 Euro!“ Er: „Machst du es auch um hundert?“ Sie: „Nein, ich habe meinen Fixpreis“. . .

Was hat Sie jetzt beim Wiedersehen mit dem Schlosshotel besonders interessiert?

FISCHER: Der „Walk of Fame“, den es hier gibt. Da hängt noch ein Bild von mir ohne Ehering. Das wollte ich mir unbedingt noch einmal anschauen.

Retzer & Fischer haben bestimmt noch an anderen Schauplätzen in Kärnten gedreht?
RETZER: Ja, wir waren auch auf der Alm, wo Maximilian Schell gewohnt hat. Seine Witwe hat sich ungeheure Mühe gemacht, extra einen Gugelhupf gebacken, Kaffee hergerichtet, doch plötzlich hat der Regisseur Flo Lackner erklärt, er möchte für die Aufnehmen einen leeren Tisch. Da hat sie mir richtig leid getan. Einmal hat mich übrigens ein bekannter Produzent gefragt, warum den der Schell, immerhin Oscar-Preisträger, ausgerechnet eine solche Hütte in den Bergen zu seiner Bleibe gewählt hatte. Jetzt weiß ich das genau: Weil er sich auf diesem Grundstück auch begraben lassen konnte. Natürlich haben wir auch diese seine letzte Ruhstätte gefilmt, und ich sag‘ euch: bei diesem Anblick bleibt dir die Luft weg, da findest du minutenlang keine Worte!

Angesichts der jetzigen Arbeit in Kärnten: Fehlt Ihnen, Ottfried, die Kamera zum jetzigen Zeitpunkt Ihres Lebens?
FISCHER: Diese Frage stellt sich momentan nicht. Das hier ist nur eine Ausnahme, geschuldet dem hohen Alter des Otto Retzer und der hehren Zeit miteinander. Ich sehe ansonsten derzeit nichts, was mich interessiert, ich habe die letzten 20 Jahre genug gearbeitet. Aber ehrlich: Wenn da etwas Knüppeldickes kommen würde, etwas, das frappant und wichtig wäre, das ich unbedingt machen möchte, dann würde ich es mir vielleicht überlegen.

Sicher haben Sie, Otto Retzer, noch andere interessante Gäste in Ihrem Geburtstagsfilm. Wen zum Beispiel?
RETZER: Unter anderen Uschi Glas, Fritz Wepper, Thomas Gottschalk und den Assistenten des Dalai Lama.

Wie kamen Sie zu Letzterem?
RETZER: Als der Dalai Lama zuletzt in Kärnten war, gab es im Schloss Seefels ein Dinner für ihn, zu dem auch Franz Klammer und ich eingeladen waren. Ich habe dem Dalai Lama damals einen schönen Buddha geschenkt und er mir einen wunderbaren Schal. Er hat mich offensichtlich nicht vergessen, und jetzt schickte er mir einen Assistenten mit einem neuen, ebenso wunderbaren Schal.