Ein trostloser Innenhof umgeben von Schlafcontainern, alles ungeschützt der erbarmungslosen Sonne ausgesetzt und irgendwo im australischen Nichts angesiedelt. Zu sehen sind Migranten aus Ländern wie Afghanistan oder Sri Lanka; und eine blonde Frau, die so ganz und gar nicht in das Bild eines australischen Flüchtlingslagers passen will.

Die für ABC produzierte und auf Netflix abrufbare Miniserie „Stateless“ basiert auf der wahren Geschichte von CorneliaRau, einer Deutschen, die 2004 in einem australischen Lager lang rechtswidrig festgehalten wurde. Zugleich erzählt die sechsteilige Serie das Schicksal von Zehntausenden Flüchtlingen, die den Weg über das Meer auf sich nehmen, in der Hoffnung auf ein Leben in Australien. Beispielhaft gemacht wird dieses Szenario anhand des Afghanen Ameer (Fayssal Bazzi) und seiner Familie. Die Perspektive des zunächst gutmütigen Wachmanns Cam (Jai Courtney) bildet den dritten Erzählstrang, jene der zähen Camp-Administratorin Clare (Asher Keddie) den vierten. 
Hier ist ein Fehler passiert, ich bin kein Krimineller“, versteht Ameer nicht, warum er als ein solcher behandelt wird. Bald lernt er, dass es in dieser kleinen bürokratischen Hölle für die Schuld der Herkunft keine Entschuldigung gibt. 

Unterstützung erhielt die Miniserie durch Charme, Genie und Wirkungskraft von Cate Blanchett. Als Koproduzentin schafft sie den Versuch einer filmisch imposanten, weil anspruchsvollen Universalerklärung der australischen Flüchtlingsfrage. Als Schauspielerin stellt Blanchett die Anführerin einer sektenartigen Gemeinschaft dar, in der die psychisch schwer verirrte (oder bloß verwirrte?) Sofie (YvonneStrahovski) für eine Weile Zuflucht findet. Bis sie davon und ihrer Familie flüchtet, nur um unter falschem Namen in einem unmenschlichen Asylapparat landet.

 Cate Blanchett gab sich eine Nebenrolle
Cate Blanchett gab sich eine Nebenrolle © (c) Courtesy of Netflix

„Stateless“ ist eine Aneinanderreihung von Entrückungen. Psychisch, moralisch, rechtlich. Der Einwand, die Spiegelung der Flüchtlingsproblematik durch Sofies „first world problems“ oder jene des Wachmanns Cam hätte es nicht gebraucht, lässt sich durch den Verweis auf die zugrunde liegenden wahren Geschichten entkräften. Das entschuldigt auch, dass der Plot an Tempo verliert und sich der Star der Serie, Blanchett, bloß mit einer Nebenrolle bedachte.

Cornelia Rau war wie die fiktionale Sofie Flugbegleiterin. Weil sich die psychischkranke Rau weigerte, ihre wahre Identität preiszugeben, blieb sie zehn Monate lang in Einwanderungshaft. Ihre Geschichte löste eine umfassende Evaluierung des australischen Asylapparats aus.