Wann ist Hass zu viel Hass? Langsam, unerträglich langsam sickert auch bei Online-Plattformen die Erkenntnis ein, dass sie diesen Formen der Menschenfeindlichkeit keine Bühne bieten dürfen. In diese Entwicklung ist die Entscheidung von Youtube einzuordnen, Kanäle der „Identitären“, darunter jenen von Martin Sellner, zu sperren. Die vom Verfassungsschutz als „Träger des modernen Rechtsextremismus“ eingestufte Bewegung wurde zuvor schon auf Twitter, Facebook und Instagram gesperrt. Wieso sich die Google-Tochter erst jetzt zum Verbot durchrang, ist nicht nachzuvollziehen. Vielleicht werden die überlaufenden Fässer endlich kleiner. Vielleicht wächst auch endlich die Erkenntnis der zersetzenden, toxischen Wirkung von Rassismus und Verschwörungsmythen. Und das Verständnis, dass sich Meinungsfreiheit nicht für den Hass instrumentalisieren lässt.
Die Plattformen dienten Sellner, der Kontakt zum Christchurch-Attentäter hatte, als mächtiges Sprachrohr. 40.000 Nutzer folgten ihm auf Twitter, 100.000 auf Youtube. Die auf Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen beruhenden Verbote torpedieren die Öffentlichkeitsarbeit des Rechtsextremismus. Übrig bleiben Schattenreiche: Messenger-Gruppen, die die Innenwelt von der Außenwelt trennen und als Inseln unangreifbar sind. Eines ist trotzdem gewonnen: Die Niederschwelligkeit des Zugangs ist weg und ein wichtiges Signal gesetzt.