Soweit sind wir schon, dass man stutzig wird, wenn ein Film nur mehr knapp eineinhalb Stunden dauert. Klingt nach strenger inhaltlicher Verdichtung, könnte man meinen. Mit Kriegsfilmen ist das ja so eine Sache: Sie können den Patriotismus anheizen, Vorurteile beschwören, aber auch für das Thema Krieg sensibilisieren. In Summe immer ein Himmelfahrtskommando.
Tom Hanks ist nicht nur Hauptdarsteller von "Greyhound", sondern auch Drehbuchautor und nicht erst seit "Der Soldat James Ryan" Kriegsfilm-erprobt. Dass aus "Greyhound" nicht mehr als ein durchschnittlicher Kriegsfilm geworden ist, ist vielleicht gerade deshalb enttäuschend. Das Thema hätte viel Stoff geboten: Im Zweiten Weltkrieg eskortierten Zerstörer der US-Navy Materialkonvois mit Dutzenden Schiffen über den Atlantik, die unter anderem die Landung der Alliierten vorbereiteten. Kein leichtes Unterfangen, denn unterhalb der Oberfläche lauerte der Gegner: die deutsche U-Boot-Flotte. Tom Hanks führt einen dieser Konvois an, es ist seine erste Überfahrt.
Eineinhalb Stunden lang ist man Jäger und Gejagter, hetzt zwischen Angriff und Verteidigung hin und her, untermalt von einer stakkatoartigen Verbalschlacht der Befehlskommandos (Ruder links! Ruder rechts! Position halten!). Von Hanks in seiner Rolle als Commander Ernest Krause bleibt nicht viel in Erinnerung: Er ist tief gläubig, schläft nie und scheint ein Talent in Sachen Leadership (Achtung, Wortwitz!) zu sein, für mehr Tiefgang reicht es nicht. Die deutschen U-Boot-Gegner tauchen nur in zwei Versionen auf – mit U-Boot oder mit infantilen Funker-Nachrichten: "The Greywolf is so very hungry, auuuuuuu!"
Es ist keine neue Erkenntnis, aber ein gutes Beispiel: "Greyhound" wäre ursprünglich für das Kino gedacht, wurde verschoben und letztlich von Apple TV+ gekauft. Dass sich auf großer Leinwand zumindest die Dramatik der direkten Kampfszenen mehr hätte entfalten können, davon kann man ausgehen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass Kriegsfilme wie "Dunkirk" oder "1917" ihre Wucht im Kino, aber auch im TV entfalten können. Oder gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück: "Das Boot" von Wolfgang Petersen – die Atlantikschlacht aus Sicht einer deutschen U-Boot-Crew. Eine emotionale Verdichtung einer unfassbaren Gruppendynamik, die immer noch Platz für den individuellen Tiefgang gibt. Bei diesem Vergleich dümpelt "Greyhound" leider nur mit viel Abstand hinterher.