Nach zehn Jahren an der Spitze des Bayerischen Rundfunks verlässt Intendant Ulrich Wilhelm den Sender Anfang nächsten Jahres. Der 59-Jährige will nicht mehr für eine dritte Amtszeit bei der viertgrößten ARD-Landesanstalt kandidieren. Wilhelms Vertrag läuft bis Ende 2021. "Ich bin überzeugt, dass im Februar nächsten Jahres der richtige Zeitpunkt ist, das Haus zu übergeben", betonte er am Freitag in München. "Entscheidende Etappen unseres Umbauprozesses und die Regionalisierung sind erfolgreich abgeschlossen." Der große Blonde erntete während des Jahrzehnts im BR-Chefsessel rundum hohe Anerkennung.
Wilhelm steht seit 2011 an der Spitze des Senders. Der Jurist und Journalist war zuvor Regierungssprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Zu seiner weiteren beruflichen Zukunft sagte er nichts. Zuletzt steckte Wilhelm viel Energie in seinen Vorstoß für eine europäische Alternative zu den US-Internetriesen wie Google und Facebook. Dafür will er auf EU-Ebene weiterkämpfen - womöglich in neuer Funktion? Jede Menge Erfahrung und gute Beziehungen hat er auch im Geschäft mit Film und Klassik. Für den gebürtigen Münchner ist Berlin mittlerweile auch familiär zur zweiten Heimat geworden.
Ein neuer Chef für den Bayerischen Rundfunk (BR) steht vor großen Herausforderungen wie bei allen öffentlich-rechtlichen Sendern: ein massiver Medienwandel, die Folgen der Corona-Krise und der von der Politik geforderte Sparkurs.
Den BR-Intendanten wählt der Rundfunkrat. Die Entscheidung ist neben der fachlichen auch eine hoch gesellschaftspolitische Angelegenheit. 50 Räte vertreten politische, weltanschauliche und gesellschaftliche Gruppen. Ein Dutzend sind Landtagsabgeordnete, allein fünf der CSU, dazu CSU-Medienminister und Staatskanzleichef Florian Herrmann. Die Intendantenwahl wird frühestens für die Herbstsitzung des Rates am 22. Oktober erwartet.
Der tiefgreifende Wandel auf allen Ebenen bewegt die rund 3500 fest Beschäftigten, 1.700 arbeitnehmerähnlichen Freien und gut 400 Gagenempfänger mächtig. Im Tarifkonflikt gab es 2019 erstmals mehrtägige Streiks mit Sendeausfällen.