Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer haben die Spur im „Tatort – Unten“ unter Daniel Prochaska wieder aufgenommen. „Klappe, Kamera läuft“ heißt es nach Monaten des Stillstands für die TV-Ermittler und die gesamte Filmbranche. „Ich habe das schon sehr vermisst“, lässt Harald Krassnitzer ausrichten. Es funktioniere alles „reibungslos, und man merkt eigentlich kaum einen Unterschied zu vorher“.
Der existiert jedoch. Dreharbeiten verlaufen nach der Zusage der Regierung für Ausfallhaftungen in kleinen, sogenannten Closed Sets, ähnlich wie bei Nacktszenen. Zu „Zone 1“ zählen die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Positionen Regie, Kamera, Regieassistenz oder Ton. Sie werden regelmäßig getestet, damit der künstlerische Prozess gewährleistet bleibt. Zur „Zone 2“ zählen u. a. Licht, Requisite, Bau oder Szenenbild und zu „Zone 3“ u. a. Komparserie, Catering oder der Fuhrpark.
Die neue Grazer ORF-Stadtkomödie
Produzent Dieter Pochlatko hat die letzten Tage auch schon Erfahrungen mit Drehen in Coronazeiten gemacht. Seine epo-Film stellt aktuell den Thriller „Todesurteil“ in Kooperation mit Sat.1 in Wien her, u. a. mit Josefine Preuß, Raymond Thiry oder Gerhard Liebmann.
Ab 22. Juni entsteht in Graz die neue ORF-Stadtkomödie „Die Freundin meines Vaters“ mit Fritz Karl und Aglaia Szyszkowitz. „Für das 35-köpfige Team haben wir das Hotel Gollner reserviert“, sagt Pochlatko. Er rechnet durch die Maßnahmen mit Mehrkosten, zwei Stunden Mehraufwand pro Tag und zwei Drehtagen mehr. Im Herbst steht der dritte Salzburger Landkrimi von Catalina Molina auf dem Plan – „in üblicher Besetzung mit Manuel Rubey und Stefanie Reinsperger“.
Der Kärntner Produzent Klaus Graf dreht ab nächster Woche rund um Bregenz die Folgen 12/13 von der Krimireihe „Die Toten am Bodensee“, die eigentlich für den April geplant gewesen waren. „Wir freuen uns alle sehr, dass es wieder los geht“, erzählt er. Eine Hygienebeauftragte gehöre ebenso zum Set-Alltag wie das Drei-Zonen-Modell und Tests. Ab Ende Juni geht auch der Dreh zum „Zürich-Krimi“ weiter. „Bergdoktor“ Hans Sigl ordiniert auch schon wieder auf dem Filmset für die Staffel 14. Und David Schalko („Braunschlag“, „Altes Geld“) konnte die Arbeit an seiner Sky-Serie „Ich und die anderen“ mit Tom Schilling, Sophie Rois und Mavie Hörbiger fortsetzen.
Demnächst laufen die Kameras wieder für die ORF-Produktionen „Blind ermittelt“ oder die Landkrimis, u. a. „Vier“ von Marie Kreutzer. Fortgesetzt werden Drehs zu „Schnell ermittelt“, „Soko Donau“ und „Soko Kitzbühel“, „Vorstadtweiber“, „Walking on Sunshine“ oder „Vienna Blood.“ „Wenn coronasicher produziert wird und dadurch nachweisbare Mehrkosten entstehen, dann werden wir das mittragen“, sagte ORF-Chef Alexander Wrabetz zuletzt auf Ö 1. Drei bis fünf Millionen könnten diese ausmachen – zusätzlich zu den 100 Millionen Euro, die der ORF in fiktionale Projekte investiert. Wann der Privatsender Servus TV indes die dritte Staffel seiner Serie „Meisberger“ oder andere fiktionale Projekte dreht, entscheide sich erst in den nächsten Wochen.
Welche Kinofilme im Sommer und Herbst gedreht werden
Für Leinwandfans wird demnächst auch wieder an neuem Filmstoff gearbeitet: Regisseurin Kurdwin Ayub („Paradies! Paradies!“) dreht ihren ersten Langfilm „Sonne“, Adrian Goiginger („Die beste aller Welten“) setzt seinen zweiten Langfilm „Der Fuchs“ um. Ebenso geplant ist der zweite Film der steirischen Komödienmacher Michael Ostrowski und Helmut Köpping. Sie legen nach „Hotel Rock ’n’ Roll“ (2016) mit „Der Onkel – The Hawk“ (Lotus-Film) los, der ab August in Wien und Niederösterreich entsteht – mit Ostrowski in einer Hauptrolle. Die Horror-Export-Meister Veronika Franz und Severin Fiala („Ich seh Ich seh“) stellen indes im Herbst ihren nächsten Schocker „Des Teufels Bad“ im Mühlviertel her.
Und der vielfach preisgekrönte Dokumentarist Nikolaus Geyrhalter („Erde“) hat die Zeit des Lockdowns genutzt und erste Bilder für seine noch nicht finanzierte Corona-Doku „Stillstand“ gedreht. Wer die Bildgewalt seiner Kamera kennt, weiß, dass die Leere Wiens darin hinreißend aussehen wird.