Sich für nichts zu blöd zu sein, reicht noch nicht für eine große Fernsehkarriere. Nur wer die Blödelei mit klugem Gespür kanalisiert, schafft, was Joko Winterscheidt (41) und Klaas Heufer-Umlauf (36) seit Jahren groß macht: Das TV-Duo wandelt zwischen gekonntem Irrwitz und medienwirksamem Humanismus.

Den jüngsten Nachweis lieferten sie in der Vorwoche: Nach einem gewonnenen Duell gegen den Heimatsender ProSieben nutzten die beiden die Prämie – 15 Minuten zur besten Sendezeit – für eine „Kunstausstellung“ mit dem Titel "Männerwelten" über sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen. Eine Rekordquote, eine hunderttausendfache Verbreitung im Netz und das Anstoßen einer Diskussion standen am Ende auf der Habenseite. Schon in der Vergangenheit war die prominente Auslage für Statements genutzt worden. Etwa als in einer Teleshopping-Persiflage ein Gerät zur Entkräftung rechtspopulistischer Aussagen präsentiert wurde.

Die nächste Chance für 15 Minuten "Freiminuten" gibt es am Dienstag, wenn Joko & Klaas wieder gegen ProSieben antreten.

Hier der Werbekaufmann, dort der gelernte Friseur. Begonnen haben die Karrieren von Joko und Klaas – diesen längst zur Marke gewordenen Vornamen – vor rund 15 Jahren in den Spielstuben von MTV und Viva. Über ZDF Neo landeten sie bei ProSieben, wo sie für das deutsche Fernsehen in der Ära nach den großen Zeiten von Stefan Raab, Thomas Gottschalk oder Harald Schmidt die große Lücke füllen sollten. Nicht immer gelang das geschmackssicher, nicht immer mit redlichen Mitteln. Dann wird zurückgerudert, wie im Frühjahr, als halb Fernsehdeutschland überrascht war, dass man es im Privatfernsehen mit der Authentizität nicht immer ganz so ernst nimmt.

Wer meint, der Ruf wäre dadurch angekratzt, irrt. Für die Kratzer sorgen sie selbst. Etwa indem sie, wie zuletzt, als Stuntmen durch die Luft fliegen. Oder (im Simulator) (k)ein Flugzeug landen. Wer wie die beiden gewohnt ist, auf die Schnauze zu fliegen, weiß auch, wie man wieder aufsteht.

Ein Dutzend Formate verbindet das Duo. Darunter „Circus HalliGalli“, für den es 2014 den Grimme-Preis gab. In Erinnerung blieb aber eine andere Preisverleihung: 2017 schickten Joko & Klaas ein Ryan-Gosling-Double zur „Goldene Kamera“-Verleihung. Für diesen Coup gab es wiederum 2018 den Grimme-Preis.