In der Coronakrise hat man oft die hinlänglich bekannten Spaßmacher erlebt, wie sie vom Wohnzimmer aus ihre Befindlichkeitswitze ins Netz streamten. Gegen Leute, die versuchen, aus einer miesen Situation etwas zu machen, ist wirklich nichts einzuwenden. Aber manchmal fragt man sich, ob sie wirklich (wie oft behauptet) das „Beste“ aus einer Situation machen. Die Krise verstärkt hier, wie in so vielen Fällen, ein tiefer gehendes Problem. Das Satire- und Humorniveau des Landes war schon einmal besser. Die Ausnahmen zur Regel ragen immer deutlicher hervor.
Wie man auf schneidend scharfe Art witzig ist, das kann man von den Alten lernen. Etwa von Gerhard Polt, hinter dessen büffelhafter Fassade ein Feingeist wohnt. Mit Autor Hanns Christian Müller und Schauspielerin Gisela Schneeberger hat er vor 40 Jahren in der Serie „Fast wia im richtigen Leben“ Standards gesetzt. Die drei stellen ihren Zeitgenossen ein schlechtes Zeugnis aus: Die oft mit Milde behandelten menschlichen Schwächen weiten sie zu Abgründen, die sie penibel ausmessen. Da sitzt jede Geste, da passt jeder Blick, da trifft jeder Satz. Genauigkeit, die wehtut und dennoch komisch bleibt: Das ist Satire. Der Bayerische Rundfunk wiederholt diesen Klassiker gerade, hat zusätzlich einige Folgen auf Youtube gestellt und bietet alle Folgen in seiner Mediathek an.