"Sie ist von Kopf bis Fuß aufs Böse eingestellt" titelte die FrankfurterAllgemeineZeitung am Dienstag eine Geschichte über die österreichische Kabarettistin. Zuvor war in der Wochenzeitung „JüdischeAllgemeine“ ein Artikel erschienen, der noch konkreter wird: "Judenhass unter dem Deckmantel der Satire".
Der Auslöser liegt zwei Jahre zurück. "Mitternachtsspitzen" heißt eine Sendung des WDR, in der Lisa Eckhart 2018 auftrat. Die 27-Jährige, als Provokateurin auf der Bühne bekannt, macht sich in dem vierminütigen Video um politische Korrektheit lustig. "Am meisten enttäuscht es von den Juden", sagt Eckhart: "da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld", erklärt sie mit Verweis auf die MeToo-Debatte und Harvey Weinstein, Woody Allen und Roman Polanski.
"Finden Sie dieses MeToo nicht auch antisemitisch? Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen." Auch andere Minderheiten kommen vor, insbesondere widmet sich die Steirerin dem Judentum: "Den Juden Reperarationen zu zahlen, ist wie Didi Mateschitz ein Red Bull auszugeben."
Kritik von vielen Seiten, der WDR kalmiert
Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnet den Auftritt der Kabarettistin als "geschmacklos und kritikwürdig". Ihre Pointen würden auf Antisemitismus, Rassismus sowie allgemeiner Menschenfeindlichkeit basieren, wird Felix Klein in der "Jüdischen Allgemeinen" zitiert. Kritik auch vom Bundesverband RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus): "Lisa Eckart macht in ihrem Beitrag keine Witze über Antisemitismus oder Antisemiten, sie gibt vielmehr antisemitische, rassistische, sexistische und behindertenfeindliche Stereotype wieder." Das Problem: Die Stereotype werden nicht ironisch gebrochen.
Vom WDR kamen am Dienstag beschwichtigende Worte. Man verstehe die Aufregung nicht, Eckhart habe offensichtlich versucht, Vorurteile zu entlarven, nicht sie zu verstärken. „Die Künstlerin hatte ein hochaktuelles, für Satire naheliegendes Thema gewählt und dabei Vorurteile gegenüber Juden, People of Color, Homosexuellen, Transgendern und Menschen mit Behinderungen aufgegriffen, um genau diese Vorurteile schonungslos zu entlarven“, erklärte der WDR am auf epd-Anfrage. Zudem habe es 2018, bei der Ausstrahlung, keine Kritik am Auftritt gegeben. Bis heute.