Regisseur Marvin Kren (40, „Tatort“, „4 Blocks“) hat sich in der Vorbereitung auf die Serie selbst auf die Couch gelegt – zur Hypnose. Montag Abend feierte die achtteilige Serie auf der Berlinale ihre Weltpremiere. Das trifft auch auf die Entstehung der Serie zu, erstmals kooperiert der ORF mit dem Streamingriesen Netflix. Den Auftakt zur Ausstrahlung macht der ORF am 15. März, Netflix folgt mit der Ausstrahlung in über 190 Ländern am 23. März.
Wir schreiben das Jahr 1886, der 30-jährige Sigmund Freud ist vom Weltruhm weit entfernt. Mehr noch: Unter seinen Kollegen sind seine Hypnoseversuche eine Lachnummer. Freud pendelt getrieben zwischen Erkenntnisgewinn und Anerkennung hin und her. Und er passt gut in die Zeit: Das Kaiserreich ist überhitzt, fiebrig und hustet die dunkelsten Dinge aus: Nationalismus und Antisemitismus, während die feinen Leut’ ihre Angstlust mit Séancen befeuern, ist der Rest chronisch erschöpft – vom Leben.
All das zeichnet Marvin Kren in intensiven, düsteren Bildern nach. Auf dieses Substrat setzt er einen fiktionalen Reigen: Sigmund Freud, dargestellt vom 35-jährigen Steirer Robert Finster, tanzt mit dem Medium Fleur Salomé (Ella Rumpf) und dem Polizisten Alfred Kiss (Georg Friedrich) mitten in eine mörderische Verschwörung.
Der Wiener Regisseur lässt das Publikum in eine Dunkelkammer blicken, in der seine Figuren mit ihren inneren Dämonen kämpfen. Das süße Wiener Mädel? Nur ein fernes Trugbild, so zuckersüß wie ein Punschkrapfen. Es sind die Abgründe, die sich hier so herrlich auftun. Oder um es mit Falco zu sagen: Ganz Wien is’ so herrlich hin, hin, hin.