"Diese Serie ist das Geisteskind eines großen Regisseurs. Sein Vatikan hat die Wurzeln zwar in der Wirklichkeit, aber Paolo Sorrentino versieht sie mit einem Hauch von Hyperrealität“, beschrieb Hauptdarsteller Jude Law im Herbst 2016 bei der Weltpremiere „The Young Pope“. Dieser von ihm verkörperte junge Papst Pius XIII. liegt aber nun im Koma – und so gibt es in der neunteiligen Fortsetzung „The New Pope“, die heute auf Sky startet, gleich mehrere Päpste.

Denn während Pius in der Eröffnungsszene hingebungsvoll von einer Nonne gewaschen wird (und die daraus ein erotisches Erlebnis ableitet), gilt es für die Strippenzieher, einen Nachfolger auf dem Papststuhl zu finden.

So viel sei verraten: Sorrentino lässt sich eine halbe Stunde für die Wahl von Franziskus II (Marcello Romolo) Zeit, der von den Kardinälen und dem mächtigen Sekretär des Vatikanstaates für manipulierbar gehalten wurde. Was er aber nicht ist. Er öffnet den Vatikan für Flüchtlinge, zwingt seine Brüder zur Armut – und wird mit Gift aus dem Weg geräumt.

Womit John Malkovich ins Spiel kommt: Er wird zu Papst Johannes Paul III., doch Jude Law als Pius atmet noch – und wir von den betenden Gläubigen auf dem Petersplatz wie ein Heiliger verehrt. Zwei Pontifizes sind freilich einer zu viel . . .

Kino-Magier und Oscar-Preisträger Sorrentino („La Grande Bellezza“) schwelgt natürlich auch bei seiner neuerlichen TV-Arbeit in Tableaus und Symbolen, jongliert mit Pomp und Pop, die im Studio nachgebauten Vatikan-Räumlichkeiten mit ihren Fresken inklusive der Sixtinischen Kapelle für das Konklave sehen sündhaft teuer aus.

Nora Waldstätten als Nonne Lisette in "The New Pope"
Nora Waldstätten als Nonne Lisette in "The New Pope" © Wildside/Mediapro/Sky

Nora Waldstätten, die in einer durchgehenden Rolle als Schwester Lisette in Erscheinung tritt, erzählt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Für mich ist ein schauspielerischer Traum wahr geworden. Wie er diese Bilder komponiert – fantastisch und klug. Und er versammelt so tolle Leute um sich. Für Kostüm, Maske, Szenenbild, dann sein großartiger Kameramann, diese unglaublich guten Drehbücher – da liegt wirklich etwas Besonderes in der Luft“, so die 38-Jährige, „da ist Magie am Set. Er vertraut dir bei der Arbeit sehr und lässt sich überraschen.“

Über die Figur der rebellischen Lisette, die die „ungerechte Rollenverteilung in der Katholischen Kirche“ aufzeigen will, verrät Waldstätten noch: „Sie ist eine Kämpferin und Optimistin. Sie steht für die Gleichberechtigung von Nonnen auf und ein, fordert mehr Respekt für Nonnen. Und will vom Papst, dass er ihre Sorgen und ihre Wünsche hört.“

Für das Casting-Video hatte sich Waldstätten bei einem Faschingsverleih einen Nonnenschleier besorgt. Und hatte nach der Zusage diesen Plan:„Eigentlich wollte ich zur Recherche für eine oder zwei Wochen ins Kloster gehen, womöglich sogar in einen Schweige-Orden, aber dann hat sich der Drehplan geändert – und es war keine Zeit mehr dafür. Aber ich habe mir Dokumentationen über Nonnen angesehen, auch den Film ,Lourdes' von Jessica Hausner und habe Interviews mit Nonnen gelesen. Und als meine Hausaufgabe ein Universum für meine Figur kreiert, also eine Biografie erstellt – warum sie ins Kloster ging, wie die Beziehung zu ihrer Mutter ist etc.“

„The New Pope“:Ab heute immer donnerstags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky Atlantic. Bei Sky X und Sky Q ist schon die komplette Staffel auf Abruf verfügbar.