Von euch will doch niemand mehr richtig arbeiten“, sagen die einen. „Wir dürfen eure Pensionen zahlen und werden selbst keine mehr bekommen“, sagen die anderen. Zwei Aussagen aus der Klischeekiste eines Generationenkonflikts, der Jüngere und Ältere gegeneinander aufbringt. Mariella Gittler klopft heute (ORF 1, 20.15 Uhr) in „Dok 1“ die Vorwürfe auf ihren Wahrheitsgehalt ab und fragt Betroffene: „Verstehen sich Jung und Alt wirklich nicht? Reden wir aneinander vorbei?“
Gittler, 31-jährige Wienerin, zählt zur Nachwuchsmannschaft von ORF 1. Erst im April des Vorjahres vom Radio zum Fernsehen gewechselt, steht die Moderatorin für „Magazin 1“, die Kurz-ZiBs und das Reportageformat „Dok 1“ vor der Kamera. Ihre rasante Fernsehkarriere beschreibt sie selbst als „Wahnsinn“. Sie sei „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen.
Dabei hätte es auch anders kommen können. „Ich hatte nie dieses eine große Ziel. Vermutlich bin ich damit auch ein Abbild meiner Generation. Man hat sehr viele Möglichkeiten, ist gut ausgebildet, kann alles und nichts machen“, erzählt Gittler, die in Wien und Rom Theater- und Rechtswissenschaft studiert hatte. Nach der Uni folgten drei Jahre Aufenthalt in Berlin, wo sie als Musik- und Filmjournalistin bei einem Lifestyle-Magazin tätig war. 2017 begann ihre Zeit bei Ö 3.
Für ihre dritte „Dok 1“-Arbeit lud sie die Autorin und Entertainerin Chris Lohner ein: „Sie kombiniert ihre große Lebenserfahrung mit einer sehr jung gebliebenen Weltanschauung. Sie ist damit in einer Situation, in der sie beide Positionen kennt und kritisieren kann“, war Gittler von der umtriebigen 76-Jährigen beeindruckt. Auch Dieter Chmelar, Jahrgang 1957, stieg für den Generationenkampf in den Ring.
Nächste Station: Hochzeit
Wie lautet Gittlers Conclusio nach ihrer, wie sie sagt, dritten „Dok-1-Reise“? „Es wird nur gemeinsam gehen. Wir können die großen Fragen nur lösen, indem wir zusammenarbeiten.“ Ein Satz, der seine Wahrheit auch in ihrem nächsten Projekt behalten wird: Hochzeiten. „Was sich viele Leute da an finanziellem und gesellschaftlichem Druck aufhalsen, ist bemerkenswert“, wundert sich die Hernalserin.
Mit Quotendruck, insbesondere beim „Magazin 1“ ein Thema, geht sie entspannt um: „Wir von ORF 1 sind der Sender, der viel ausprobiert, der sich bemüht, neue Gestaltungsmöglichkeiten zu etablieren. Wir versuchen, Fernsehen anders zu machen, als es immer schon gemacht wurde.“ Und weiter: „Ich mache das, was ich gerade tue, mit so viel Spaß. Davon kann mich keine Quote abhalten.“