Vor zwei Jahren verbuchte Austro-Hollywoodianer Robert Dornhelm, der eben seinen 72. Geburtstag feierte, mit den Teilen eins und zwei seiner „Maria Theresia“-Saga einen vielbeachteten Erfolg. Jetzt, am 27. und 28. Dezember, kommen die beiden nächsten Teile auf die Bildschirme. Die diesjährigen Dornhelm-ORF-Festspiele begannen bereits am 20. Dezember mit dem Film „Vienna Blood – Die letzte Séance“.
Was erwartet die Zuschauer bei den neuen Folgen im Vergleich zu den beiden vorigen Teilen?
Robert Dornhelm: Etwas mehr Substanz, glaube ich. Wir sind erwachsener geworden. Diesmal ist es nicht bloß eine Liebesgeschichte, sondern wir befinden und mitten in einer Ehe mit vielen Problemen und mitten in einem Krieg mit ebenso vielen Problemen. Aber stilistisch bleiben die Filme nach wie vor unterhaltend und verspielt und auch respektlos. Eines kann man auf jeden Fall sagen: Wir haben eindeutig den Gang gewechselt. Ich glaube, die jetzigen Teile sind stärker als eins und zwei.
Maria Theresia hat mit Stefanie Reinsperger eine neue Darstellerin?
Robert Dornhelm: Das hat aber nichts mit ihrer Vorgängerin Marie-Luise Stockinger zu tun, deren Arbeit in den ersten Teilen exzellent war. Es ist nur so, dass sich die Kaiserin mit zunehmendem Alter auch optisch verändert hat. Stefanie Reinsperger war für die Teile drei und vier meine erste Wahl, und darüber bin ich sehr glücklich. Sie ist eine unwahrscheinlich talentierte Schauspielerin und auch ein herzlicher Mensch, den alle sofort lieb gewonnen haben. Sie strahlt viel Wärme aus und war für die „Mutter der Nation“ eine perfekte Besetzung, auch für deren verletzliche Seite.
Was hat sie so verletzlich gemacht?
Robert Dornhelm: Schon allein das schwere Gewicht, ein riesiges Reich zu regieren. Und dann hatte sie ja auch einen Mann, der sie hin und wieder betrogen und eine Unmenge außerehelicher Kinder gezeugt hat. Man weiß von zahlreichen Liebschaften.
Und die Kaiserin selbst?
Robert Dornhelm: War auch sehr umtriebig. Das verheimlichen wir nicht, entwickeln daraus aber keine Skandalgeschichte.
Wie sehen Sie persönlich Maria Theresia?
Robert Dornhelm: Also, wie sie wirklich war, weiß ich nicht. Ich habe es auch nicht als meine Aufgabe gesehen, in diesen Filmen Geschichtsfakten aufzuarbeiten, denn das wäre dann ja eine Dokumentation gewesen. Ich wollte mich nur so gut wie möglich in diese Person hineinversetzen und ein gutes Drama gestalten. Wer erwartet, dass er bei uns geschichtliche Details richtig gestellt bekommt, für den ist das der falsche Film. Jenen Zuschauern aber, die bereit sind für eine Auseinandersetzung mit Emotionen und Empfindungen, die noch heute ihre Gültigkeit haben, darf ich unsere Produktion empfehlen.
Die wie viel gekostet hat?
Robert Dornhelm: Pro Folge nicht mehr als ein halber „Tatort“. Weil wir ein Team mit viel Knowhow und Erfahrung hatten, dazu kamen die günstigen Arbeitsbedingungen in der Tschechei.
Welche wesentlichen Unterschiede gab es zwischen den beiden vorigen und den neuenTeilen während der Dreharbeiten?
Robert Dornhelm: Damals filmten wir viel in Schlössern, und dort war es eiskalt. Wir haben oft gefroren. Diesmal gerieten wir in eine Hitzewelle und mussten hoffen, dass uns keiner der Schauspieler in den schweren Kostümen ohnmächtig wurde. Perücken, Kutschen und Pferde sind bei solchen Produktionen natürlich große Posten, wir hatten noch mehr Pferde als bei den Teilen eins und zwei.
Hin und wieder liest man ja Horrorgeschichten über das, was Tieren bei Filmarbeiten widerfahren kann?
Robert Dornhelm: Keine Angst, keinem Pferd ist ein Leid passiert. Wir haben beim Dreh der ersten Teile sogar eines gerettet. Ein Pferd, das sie nachher auf den Schlachthof führen wollten, hat eine Trainerin zu sich genommen. Als ich „Into The West“ drehte, habe ich auch einmal eines vor dem Schlachthof gerettet und einem Beleuchter geschenkt, bei dem es bis zum Lebensende bleiben durfte.
Man hat das Gefühl, dass Sie seit vielen Jahren nahezu pausenlos arbeiten?
Robert Dornhelm: Das ist für mich nicht Arbeit, sondern mir wird ermöglicht, das zu tun, was ich gerne und leidenschaftlich mache. Ich habe in diesem Beruf noch nie das Gefühl gehabt, einfach zur Arbeit zu gehen, sondern ich war dankbar, dass mich jemand bezahlte, damit ich mich kreativ ausdrücken und damit die Menschen erfreuen oder ihnen ein Schmunzeln oder auch Tränen entlocken konnte. Den Leuten ein Lächeln abzugewinnen, ihr Verständnis zu finden – das ist mir am wichtigsten.
Ihr Zuhause ist ja seit langem Los Angeles. Wann haben Sie diese Stadt zum letzten Mal gesehen?
Robert Dornhelm: Vor elf Monaten. Jetzt, zu den Feiertagen, geht es sich endlich wieder einmal aus. Die Postproduktion für „Maria Theresia“ drei und vier habe ich in Südfrankreich in einem Haus gemacht, das den Eltern meiner Frau gehört. Die Gesamtkosten dafür habe ich selbst übernommen. Der Cutter kam zu mir und wohnte sogar bei uns, und während ich manchmal im Garten Gemüse geschnitten habe, hat er den Film geschnitten.
Schon Projekte für 2020?
Robert Dornhelm: Momentan freue ich mich über die Resonanz auf meinen vorigen Film „Vienna Blood – Die letzte Séance“, den die britische BBC bereits gesendet hat und der weltweit inklusive USA bestens verkauft wurde. Wir werden sehen, welche Folgen das für mich hat. Ja, und dann warten wir auch auf die Quoten der neuen „Maria Theresia“-Folgen.
Weitere Fortsetzung möglich?
Robert Dornhelm: Grundsätzlich wäre die Idee, das Leben der Kaiserin bis zu ihrem Tod zu zeigen, inklusive des Konflikts mit ihrem Sohn Joseph II. und des Lebens der Tochter Marie Antoinette bis zu deren Abgang zur Hochzeit nach Frankreich.
Luigi Heinrich