Das Versprechen im Episodentitel muss uneingelöst bleiben. Mit der Folge „Auf Wiedersehen“ wird Ende März die letzte Folge der „Lindenstraße“ ausgestrahlt. Schon an diesem Freitag fällt in den WDR-Kulissen in Köln die finale Klappe der deutschen Traditionsserie. Zeit für die Nachlassverwaltung mit einer Familie, deren Geschichte in Folge 1 mit einer biederen Weihnachtsfeier begann und die in ihren 34 Jahren oft mehr als nur eine Seifenoper sein wollte.
Die Entscheidung der Fernsehprogrammkonferenz der ARD vor rund einem Jahr, die „Lindenstraße“ nicht fortzusetzen, sorgte für einen Schlusspunkt unter die lange Erzählung. 1758 Folgen werden es am Ende gewesen sein. „Das Zuschauerinteresse und unsere unvermeidbaren Sparzwänge sind nicht vereinbar mit den Produktionskosten für eine solch hochwertige Serie“, hieß es damals seitens der ARD. Auch öffentliche Protestaktionen konnten das Serienende nicht mehr abwenden.
Vier „Gründungsmitglieder“ der von Hans W. Geißendörfer erfundenen Serie werden auch noch ihr Ende erleben. Moritz Sachs war sechs Jahre alt, als er als Klaus Beimer Teil des Teams wurde: „Da fällt ja nicht nur mein Arbeitsplatz weg. Viele der Kollegen sind meine Freunde. Wegen der ,Lindenstraße’ bin ich als junger Mann nicht aus Köln weggezogen“, erzählte der mittlerweile 41-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Marie-Luise Marjan als „Mutter Beimer“ gehört ebenso zur Grundausstattung der „Lindenstraße“ wie HermanHodolides (als Vasiliy) und AndreaSpatzek (als Gabi Zenker). SybilleWaury war bei ihrem ersten Auftritt als Tanja Schildknecht fünf Jahre jung, Thomas Scheit überhaupt erst sieben Monate, als er in die „Lindenstraße“ einzog.
In Erinnerung bleiben in der Regel Dummheiten, Meilensteine und Mut. Im Fall der WDR-Serie Letzteres. 1990 sorgte sie mit dem ersten Schwulenkuss im deutschen Fernseher landesweit für Aufregung. Auch in anderen Bereichen war die „Lindenstraße“ um Progressivität bemüht, versuchte eine Art gesellschaftspolitische Talkshow im Serienformat zu sein, ein Bildungsfernsehen in dramatischer Aufmachung, und gab die Probleme der großen Welt im Minimundusformat der Kleinfamilie wieder. Irgendwann wurde die Soap-Opera zum Soap-Opa, bei dem man fast ein wenig überrascht ist, dass er erst 34 Jahre auf dem Buckel hat.
Wie endet eine vermeintliche Endlosgeschichte? Durchaus genretypisch mit einem Cliffhanger, verriet Hans W. Geißendörfer: „Es klingt fast so, als wäre es noch nicht das Ende.“ Gerüchte, es könnte mit der Seifenoper bei einem Streaminganbieter weitergehen, verneint er: „Die Lindenstraße gehört zur ARD, und wenn es vorbei ist, ist es eben vorbei. Alles, was gut ist, hat auch einmal ein Ende.“