Sie war zwischen 2013 und 2015 die Buhlschaft im Salzburger „Jedermann“. Danach wirkte sie oft in österreichischen oder von Österreich mitproduzierten TV-Produktionen mit. Etwa in der Stadtkomödie „Notlüge“, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ oder jüngst in „Vorstadtweiber“. Jetzt, am 11. Dezember in ORF 2, ist sie, neben Fritz Karl und Harald Windisch, Hauptdarstellerin in „Ein Dorf wehrt sich“.
Zum Thema Rettung der geraubten Kunstwerke, die im Salzbergwerk Altaussee von den Nazis gelagert waren, gab es schon eine große Hollywood-Produktion mit dem Titel „Monuments Men“ von und mit George Clooney. Was unterscheidet „Ein Dorf wehrt sich“ vom Clooney-Streifen?
Brigitte Hobmeier: Dort waren es die Amis, die kurz vor Kriegsende als Retter anrückten und die großen Helden spielten. Die wirklichen Helden waren aber andere, und von denen erzählt unser Film. Es waren die Bergarbeiter, die sich der geplanten Sprengung des Bergwerks und damit der Vernichtung der unersetzbaren Kunstwerke durch den restlichen irr gewordenen Verband der Nazis widersetzten. Den Bergleuten ging es, realistisch gesehen, weniger um Dürer oder Michelangelo, sondern um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze. Die ganze Geschichte hat auch eine ironische Seite: Hitler hatte die Kunstwerke für sein geplantes großes Führermuseum in Linz in aller Herren Länder rauben lassen – und nun wollten sie just seine SS-Schergen zerstören.
Sie verkörpern die schwangere Elsa Mitterjäger, Ehefrau des Widerständlers Franz Mitterjäger. Authentische Figuren?
Hobmeier: Absolut. In Wirklichkeit hießen die beiden Marianne und Karl Feldhammer, und Marianne war nicht nur die duldende Frau eines Widerständlers, sondern auch selbst im Widerstand aktiv.In einer sehenswerten Dokumentation, die ich mir anschauen konnte, erzählte Frau Feldhammer, die erst 1996 starb, ihre ganze Geschichte. Ich habe die Standhaftigkeit und innere Klarheit, die sie selbst in größter Not ausstrahlte, bewundert, und genau das wollte ich in meiner Darstellung rüberbringen.
Sie haben an den Originalschauplätzen gedreht?
Hobmeier: Ja, und das war bisweilen sehr anstrengend. Erst hatten wir in den Bergen über drei Meter Schnee, dann kam plötzlich die Schmelze. Für restliche Szenen mussten wir wieder Schnee hintransportieren, und zwischendurch war auch noch Gabriela Zerhau, die Regisseurin und Drehbuchautorin, krank geworden. Sie war übrigens ungemein einfühlsam und drehte diesen Film mit tiefer Freude und Begeisterung, damit hat sie uns alle angesteckt.
Zwischen 2013 und 2015 waren Sie bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft im „Jedermann“. Mit welchen Gefühlen denken Sie an diese Zeit zurück?
Hobmeier: Ich möchte sie in keiner Sekunde meines Lebens missen. Es war eine Superzeit. Vor dem ersten Mal war ich noch sehr aufgeregt: Was würde da passieren? Nach dieser erfolghreichen Ära von Christian Stückl nun wir mit einem völlig neuen Konzept und zwei Regisseuren aus Amerika. . . Aber es lief wunderbar und es entwickelten sich Freundschaften, die heute noch bestehen. Zum Beispiel mit Simon Schwarz. Während des zweiten Jahres auf dem Domplatz hatte ich mir bei einer Vorstellung den Fuß gebrochen und musste mit Schienen spielen. Im dritten Jahr wusste ich, dass es mein letztes Mal sein würde, und ich beschloss, diese Zeit besonders zu genießen. Ich nahm meine Familie mit, und wir haben an den Trumer Seen noch dazu einen schönen Sommerurlaub genossen.
Die Steiermark haben Sie erst jüngst wiedergesehen?
Hobmeier: Ich bin vom ORF für den Film „Steirerwut“ aus der Landkrimi-Reihe engagiert worden, als Alpaka-Bäuerin. Sehr lustige Tiere übrigens, diese Alpakas. Der Bauer ist tot, Mord oder Selbstmord ist die Frage. Dann gibt es noch ein Techtelmechtel mit dem Sohn, den Christoph Luser spielte. Zum ersten Mal war mein Liebhaber jünger als ich. Für mich war dieser Aufenthalt auch mit einer kulinarischen Reise durch die Steiermark verbunden. Ich habe dort so oft und so gut gegessen. . . Die Anna, mein Kindermädchen in München, kommt übrigens aus Knittelfeld, und wenn sie heimfährt, bringt sie mir immer steirisches Kernöl und Käse mit. Meine erste Begegnung mit der Steiermark war aber bei den Dreharbeiten zu „Notlüge“ von Marie Kreutzer. Eine schöne Komödie, die auch in Deutschland gut ankam. Zuletzt war ich ja auch noch bei den „Vorstadtweibern“ in Wien als Livia Morena im Einsatz. Als ich die Drehbücher las, war ich gleich begeistert, und ich dachte: Solche Szenen kann nur Uli Brée schreiben!
Sie stammen aus Ismaning in Niederbayern, einer 500-Seelen-Gemeinde. Wie startet man von dort eine Laufbahn als Schauspielerin?
Hobmeier: Das war „Schuld“ meiner Tante. Sie nahm mich, da war ich sechs oder sieben Jahre alt, zu einer „My Fair Lady“-Vorstellung in Landshut mit, und da erkannte ich plötzlich, dass es noch andere Dinge gibt als das kleine Leben auf dem Dorf zwischen Wäscherei, Schule und Fernsehen am Abend. Es dauerte zwar noch eine ganze Weile, doch der Funke war übergesprungen, und nach dem Abitur durfte ich zur Ausbildung als Schauspielerin an die Folkwang Kunsthochschule in Esssen. Und das erinnert mich jetzt daran, dass ich der Tante endlich einmal sagen muss, wie unendlich dankbar ich ihr für den damaligen Theaterbesuch bin.
Luigi Heinrich