Strizzis, Schlaghosen und Kieberer: In der Wiener Stadtkomödie „Der Fall Gerti B.“ treffen drei Freunde 40 Jahre später wieder aufeinander: Polizistin Gerti (Susi Stach), Puff-Besitzer Franz (Karl Fischer) und Auftragskiller Jonas (Cornelius Obonya). Sascha Bigler inszeniert eine schräge Komödie. Wir trafen das Ehepaar Stach und Fischer zum Interview im Café Westend beim Wiener Westbahnhof.
„Das ist eine G’schicht, die so nur in Wien spielen kann“, heißt es im Intro der neuen ORF-Stadtkomödie. Was ist denn das Wienerische an diesem Film?
KARL FISCHER: Weil es im Rest von Österreich nicht diese Art von Rotlicht gibt wie in Wien. Oder täusche ich mich und gibt es am Land schöneres Rotlicht?
SUSI STACH: Doch nicht schöner als dein Puff, entschuldige!
FISCHER: Wenn das Arbeitslicht brennt, schaut es dort aber ein bisschen anders aus.
Sie drehten also in einem echten „Etablissement“?
STACH: Ja, tagsüber war Ruhe, da haben wir gedreht, und am Abend ist dort Betrieb gewesen.
Im Film treffen sich alte Freunde nach 40 Jahren wieder. Wie haben Sie die Siebziger erlebt?
STACH: Da bin ich noch zur Schule gegangen, stand kurz vor der Matura, es war sehr behütet im Gymnasium. Ich war politisch sehr engagiert, Klassensprecherin und hatte immer die Goschen offen.
Wie war die Stimmung damals?
STACH: Die Möglichkeit des Aufbruchs war da. Schaut man jetzt zurück, denkt man, das war doch total verzopft. Die Eigenwahrnehmung aber war: Es wird alles möglich werden – Frieden und Solidarität. Man wird überall hinfahren können.
FISCHER: Obwohl es ja eine Grenze zum Ostblock gab.
STACH: Aber sonst hat es so gewirkt, als wäre die Welt groß.
FISCHER: Dabei war alles Grau in Grau. Es hat gestunken, es war die Zeit vor den Katalysatoren. Wir sind ungefähr einmal im Jahr nach Wien gefahren. Und dort sind wir immer herumgefahren. Mein Vater hat immer behauptet, er kennt sich in Wien wahnsinnig gut aus. Er hat nie jemanden nach dem Weg gefragt und irgendwann doch immer hingefunden.
Leichen, Rotlicht-Milieu, Überraschungen am Friedhof – all das steckt in dieser Stadtkomödie. Bedient diese den Wiener Humor?
STACH: Wenn ein Friedhof in einer Komödie vorkommt, ist das schon die halbe Miete.
FISCHER: Es ist ein bisschen ein abgründiger Humor, fast jüdischer Humor, er ist ein bisschen böse und lustig. Gott sei Dank kommen solche Sachen wieder.
Das fertige Werk sieht so aus, als hätten Sie Spaß bei den Dreharbeiten gehabt. Stimmt das?
STACH: Es sieht nicht nur so aus. Es war anstrengend, aber sehr lustig. Jede und jeder hat alles selbst gemacht, jeden Stunt –dieser Film ist tatsächlich ein Herzensprojekt.
Wie ist es denn, als Ehepaar gemeinsam vor der Kamera zu stehen?
STACH: Es ist toll, miteinander zu arbeiten. Bevor man anfängt, denkt man: Wird das gut gehen? Aber jetzt haben wir das schon ein paar Mal gemacht und es ist ein riesiger Vorteil, vor allem, wenn man Figuren spielt, die sich gut kennen.
FISCHER: Aber ich würde gerne einmal etwas spielen, wo wir böse zueinander sind, dann brauchen wir das zu Hause nicht mehr sein.
Hand aufs Herz: Was schätzen Sie am anderen schauspielerisch?
STACH: Ich schätze seine extreme Wandelbarkeit. Er hat in seinem Leben so viele verschiedene Rollen gespielt, auch äußerlich. Viele davon lassen ihn physisch ganz anders aussehen. Das finde ich toll. Ich kann das nicht.
FISCHER: Ich würde bezweifeln, dass du das nicht kannst. Die Susi ist eine wahnsinnig gute Schauspielerin. Durch ihr langjähriges Unterrichten weiß sie so viel über diesen Beruf. Ich habe ein gutes Gefühl dafür, wenn etwas nicht funktioniert, aber sie kann mir genau erklären, warum das so ist. Und das ist wunderbar.
Frau Stach, wie charakterisieren Sie Ihre Rolle als Polizistin?
STACH: Meine Rolle der Gerti B. ist sehr nahe an mir dran. Ich kann alles gut nachvollziehen, sie hat viele Facetten und ich konnte sie ganz schnell in mein Herz nehmen.
Wie geht es Ihnen mit Ihrer Figur des Rotlicht-Strizzis?
FISCHER: Das ist ein netter Schlawiner. Vom Besitzer des Puffs, in dessen Räumlichkeiten wir gedreht haben, gibt es einen Beitrag eines Privatsenders. Ich habe mir diesen immer wieder angeschaut und es hat mir sehr geholfen. Es hilft mir in der Vorbereitung, wenn ich von der Figur etwas Optisches oder Akustisches kriege.
Grande Dame Christiane Hörbiger hat hier – noch vor ihrem politischen Video-Auftritt – eine Szene, in der sie sich selbst spielt. Haben Sie sich beim Set getroffen?
STACH: Wir haben uns nur beim Fototermin gesehen, aber ich kenne sie von einem anderen Projekt. Sie ist höchst professionell. Das Einzige, was sie wahnsinnig macht, ist, wenn ein Kollege seinen Text nicht kann.
FISCHER: Sie ist schon ein bisschen klapprig. Aber im Film sieht es in dieser Szene aus, als beutelte es sie ohne Ende durch.