Wie kann man die Hauptaufgaben eines Filmproduzenten beschreiben?
KLAUS GRAF: Sie betreffen fast jeden Arbeitsschritt. Die primäre Aufgabe ist die Marktanalyse und die sich daraus ergebende Entwicklung bzw. deren Beauftragung von Filmstoffen. Danach gilt es diese Projektideen an TV-Anstalten bzw. Internetplattformen anzubieten und deren Interesse auszuloten. Die weiteren Schritte sind dann die Finanzierung – also Koproduktionspartner, Förderungen, Investoren – aufzustellen und die Rahmenbedingungen abzustimmen.

Es bleibt bei ihm also die Gesamtverantwortung in allen Bereichen?
KLAUS GRAF: Die Produktion von Filmen ist immer Teamarbeit. Eine wichtige Aufgabe des Produzenten ist es, alle beteiligten Mitarbeiter auf das Projekt so ein- bzw. abzustimmen, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Wobei die finanziellen Belange im Sinne eines Unternehmers und dessen Risiko besonders herausgestellt werden müssen.

Mischt man sich, wenn das Projekt finanziell einmal „steht“, aber auch bei der Besetzung ein?
KLAUS GRAF: Selbstverständlich. Es ist aber eine gemeinsame Entscheidung zwischen Regie, der Redaktion eines TV-Senders und den bzw. dem Produzenten Bei Kinofilmen ist es eine Entscheidung zwischen Regisseur und Produzent.

Was war denn die größte Hürde, „Ich war noch niemals in New York“ von der Musicalbühne auf die Leinwand zu bringen?
Es war wirklich eine besondere Herausforderung. Die Buchentwicklung hat unglaublich viel Zeit und auch mehrere Autoren in Anspruch genommen. Durch den überraschenden Tod Udos gab es eine Pause von über einem Jahr. Die ersten Drehbuchfassungen hat er noch gekannt und er gestaltete mit. Die bestehende Musicalstory hatte für den Film zu wenig inhaltliche Substanz. Die Charaktere blieben unverändert, aber die Geschichte hat sich wesentlich geändert.

Aber nicht nur die?
Regisseur Philipp Stölzl hat bei den Liedern auch einige Änderungen vorgenommen. Drei Udo-Songs, die inhaltlich besser zur Geschichte passen, wurden ausgetauscht. Letztendlich war auch die Gesamtfinanzierung eine besondere Herausforderung, da das Projekt in Hinblick auf die Besucherzahlen sehr schwer einschätzbar ist.

Der TV-Zweiteiler „Der Mann mit dem Fagott“, den Sie 2011 mit Regina Ziegler produzierten, war eine Familiensaga der Bockelmanns. Kann man auch mit einem eigenen Udo-Jürgens-Biopic irgendwann rechnen?
Dies ist derzeit nicht geplant. Es gibt genügend Material über Udo, das in zahlreichen Dokumentation verarbeitet wurde.


Warum steht aber eigentlich keine Fortsetzung von „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“ im Raum– war er für viele doch der beste, berührendste Landkrimi der erfolgreichen ORF-Reihe?
Es gab Überlegungen dazu, aber davon wurde dann doch Abstand genommen. Wir denken uns neue Geschichten aus. Und wir haben ja 2018 mit „Grenzland“ einen burgenländischen Landkrimi gedreht, ein weiteres Bundesland kommt voraussichtlich 2021 dazu.

Das Ermittlerduo bei den "Toten vom Bodensee" (ORF & ZDF)
Das Ermittlerduo bei den "Toten vom Bodensee" (ORF & ZDF) © ORF

Was zeichnet den von Ihnen produzierten „Tatort: Baum fällt“ aus, der in Heiligenblut gedreht wurde und am 24. November seine TV-Premiere hat?
Vor sechs Jahren haben wir bereits einen Tatort mit dem Titel „Unvergessen“ in Südkärnten gedreht. Uns ist es wichtig, dass wir uns inhaltlich mit der Region auseinandersetzen. Agnes Pluch hat sich eine fiktionale Geschichte für das Mölltal ausgedacht, die sich mit den Problemen der Region und den Einheimischen dieses Tales beschäftigt. Heiligenblut war ein idealer Drehort und wir bekamen bei herrlichem Wetter im September letzten Jahres unglaubliche Bilder, unter anderem vom nahen Großglockner.

Wie kann man Filmproduzent eigentlich „lernen“?
Es gibt zahlreiche Ausbildungen an Fachhochschulen und Universitäten. Ich bin einen anderen Weg gegangen und habe mir mein Wissen autodidaktisch angeeignet. Im Jahre 1995 habe ich bei der Lisa-Film von Carl Spiehs in dieser Branche begonnen, 2001 wurde dann die Graf-Film gegründet.

Gibt es denn einen noch großen unverwirklichten Traum als Filmproduzent?
Für „Das Wunder von Kärnten“ haben wir 2013 in New York den wichtigsten TV-Preis der Welt, den International Emmy-Award gewonnen. Dafür bin ich unglaublich dankbar, denn das passiert maximal einmal im Leben. Wir haben wunderbare Stoffe in Entwicklung. Mein persönlicher Traum, erfolgreiche Filme zu produzieren, ist in Erfüllung gegangen.