Man mag es zweite Staffel oder den zweiten Teil der ersten Staffel nennen: Gestern kehrte „Disenchantment“, die jüngste Serie von „Simpsons“-Erfinder Matt Groening mit neuen Folgen zurück. Die im Mittelalter angesiedelte Animation für Erwachsene erzählt von der Wirtshaus-Prinzessin Bean, die vom kleinen, fiesen Dämon Luci begleitet wird. Die letzte Episode endete mit einem Cliffhanger: Kumpane Elfo ist offenbar tot, Dreamland versteinert. Der Trailer für die neuen Folgen legt nahe: Man muss bloß in die Hölle abtauchen und sich mit dem Teufel anlegen, und alles wird vielleicht wieder gut.
Netflix war offenbar mit dem Zuspruch zu „Disenchantment“ zufrieden: Eine weitere Staffel, wiederum zweigeteilt, wurde bereits in Auftrag gegeben und soll 2020 beziehungsweise 2021 mit jeweils zehn neuen Episoden verfügbar sein, womit Netflix dem trägen Veröffentlichungstempo treu bleibt und damit die Aufmerksamkeit hochhält.
„Undone“ richtet sich ebenfalls an Erwachsene und ist das erste Experiment von Amazon Prime in Richtung Animation. Im Mittelpunkt steht Alma (Rosa Salazar), die zwischen Vergangenheit, Zukunft und dem, was leichtfertig als Realität bezeichnet wird, rangiert. Nach einem Unfall hat sie Visionen, trifft ihren toten Vater und versucht, ihr Nerd-Leben in Ordnung zu bekommen. Dazu steht die Hochzeit ihrer jüngeren Schwester an und Alma verfällt der Mystik ihrer indianischen Herkunft. All das ist in acht knackigen 22-Minütern nicht nur fein erzählt, es ist auch eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit der Frage nach den Grenzen des Wahnsinns.
Bemerkenswert ist die Optik: Die Szenen wurden mit Schauspielern – unter anderem „Better Call Saul“-Darsteller BobOdenkirk – gedreht und später durch ein Rotoskopieverfahren digital nachgezeichnet. Die Mischform hat Stil: Kunstvoll kippt die Welt aus ihren Fugen. Das Produkt ist konsequent geeignet, fantastische Geschichten mit Tiefe zu erzählen. Der animierte Charakter der Serie macht die Inszenierung schlüssiger, die Zeit-Raum-Verschiebungen verständlicher. Zugleich behält die Geschichte gegenüber der markanten optischen Darstellung die Oberhand.
Hinter der Produktion stehen die Produzenten der „BoJack-Horseman“-Reihe, die bei Konkurrent Netflix zu sehen ist. Die Serie über einen abgehalfterten Sitcom-Star spaltet seit ihrem Start 2014 die Kritik – bei „Undone“ sind die Reaktionen einhelliger: durchwegs positiv.
600 Millionen Dollar für "Big Bang Theory"
Es ist das Warten vor dem großen Sturm: Die etablierten Video-On-Demand-Anbieter rüsten sich für den Einstieg neuer Marktteilnehmer wie Apple TV+ oder Disney+. Investiert werden Milliarden, um für den anstehenden Konkurrenzkampf gerüstet zu sein. HBO Max startet im Frühjahr 2020 und hat sich jüngst die US-Exklusivrechte für die Ausstrahlung des Sitcom-Erfolges „The Big Bang Theory“ gesichert. Preiszettel laut US-Medien: 600 Millionen Dollar für fünf Jahre. Schon länger bekannt: Mit „Friends“ verliert Netflix seine zweitbeliebteste Serie in den USA: Die 25 Jahre junge Reihe über Ross, Rachel und Co. ist künftig bei HBO Max Zuhause. Die beliebteste Serie auf Netflix ist “The Office“: Diesen Titel hat sich der neue Streamingdienst Peacock (Comcast) geschnappt.