Wie kam es zu dieser Dokumentation über Heinz-Christian Strache und was hat Sie bewogen, das Offert anzunehmen?
GABRIEL BARYLLI: Man hat vor rund einem Jahr bei mir angefragt. Und das berufliche Interesse war sofort da. Ich fühlte mich in guter Gesellschaft, denn Oliver Stone, der dreifache Oscar-Preisträger, hat sich seinerzeit ja sogar mit Amerikas Staatsfeind Nummer eins, Fidel Castro, für die Dokumentation „Il Comandante“ (2003) zusammengesetzt.
Wann haben Sie mit den Dreharbeiten begonnen?
GABRIEL BARYLLI: Im Oktober 2018, und dann habe ich Strache auf seinen wichtigsten Stationen begleitet. Im Oktober 2018 war übrigens schon klar, dass seine Frau Philippa, mit der er eine kraftvolle Verbindung hat, ein Baby erwartet. Und dann kam der 17. Mai.
Sicher haben Sie danach mit Strache auch darüber gesprochen?
Ich habe mir seine Argumentation angehört. Er meinte, dies sei ein importierter Staatsstreich gewesen, denn das Material sei ja aus dem Ausland gekommen. Und in Realzeit hätte er ja die Möglichkeit gehabt, vieles vom damals Gesagten umzusetzen. Aber das habe er nicht gemacht. Im Augenblick, wo er wirklich an der Macht war, habe er sich korrekt verhalten. Wie gesagt, das waren seine Argumente.
Wenn Sie die Frage gestatten: Sind Sie FPÖ-Mitglied oder -Sympathisant?
Keineswegs. Ich bin Eklektiker. Welche Partei auch immer eine interessante Meinung zu einem wichtigen Thema hat, die mir gefällt, dann bin ich dafür. Egal, wo es herkommt. Und ich denke, das ist in Ordnung.
Sie haben Ihre Doku faktisch zu einem „unschuldigen“ Zeitpunkt begonnen – aus verständlichen Gründen stellt sich die Frage: Wer soll sie der FPÖ abkaufen und wird sie jetzt noch zeigen wollen?
Ich bitte um Verständnis, dass ich diesbezüglich nicht öffentlich mutmaßen darf.
Zu Ihrer eigenen Familie: Ihre Frau Sylvia Leifheit, Jahrgang 1975, hat neben ihren Auftritten in „Promi Big Brother“ eben eine Fotoserie für den „Playboy“ absolviert. In der September-Ausgabe ist sie auf dem Cover des Magazins. Sie haben also kein Problem damit?
Nein! Zumal sie es sich leisten kann. Ich verrate Ihnen auch gerne den Ausgangspunkt. Vor etwa einem Dreivierteljahr kam sie mit ihrer Schwester und erzählte: „Weißt du, was passiert ist? Mich hat ein Araber angesprochen und erklärt, mein Rock sei zu kurz, ich solle mich schämen und mich bedecken. Ich habe ihm geantwortet: ‚Ich bin froh und stolz, in einem freien Land zu leben. Wenn Ihnen also etwas nicht gefällt, dann überlegen Sie sich gut, wo Sie leben wollen! Ich würde ja auch nie mit einer Bibel in der Hand nach Saudi-Arabien einreisen!‘“ Danach hat sie mit einigen Freundinnen darüber gesprochen, und die haben ihr erzählt, dass sie auch bereits ähnlichen Aggressionen ausgesetzt waren, und sie seien jetzt sehr verunsichert. Daraufhin hat meine Frau gesagt: „Mir reicht’s! Das ist unsere Kultur, und wir machen hier, was wir wollen!“ Die „Playboy“-Fotos waren eine Folge davon.
Zum Autor Barylli: Ihr Stück „Butterbrot“ war an deutschsprachigen Bühnen einer der größten Theaterhits. Zuletzt kam es auch nach New York und fand Beachtung. Könnte es gar zu einer US-Filmversion kommen?
In London hatten wir zuletzt Präsentationsvorlesungen, jetzt spannt sich von dort der Bogen. Wenn ich optimistisch sein möchte, und manchmal möchte ich das, würde ich sagen: Wenn wir in eineinhalb Jahren wieder zusammensitzen, reden wir vielleicht schon über die Premiere.
Mit einem anderen Theaterstück, „Fünf Männer“, haben Sie zuletzt wieder in Österreich Erfolge gefeiert.
Das läuft noch immer. Und vor einem Jahr ist ein anderes Stück, „Sommerabend“, in Düsseldorf gezeigt worden und zu einem der erfolgreichsten Stücke des Jahres avanciert. Die Kritik sprach von „Deutschlands Antwort auf Woody Allen“. Jetzt rückt die Verfilmung heran.
Ludwig Heinrich