Wie kam es zur Zusammenarbeit mit David Schalko?
Marcus Ammon: Ich habe sein Œuvre schon länger verfolgt. Ich bin ein großer Fan von „Braunschlag“, habe danach „Altes Geld“ und zuletzt „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ gesehen. Das sind Serien, die alle unterschiedlich daherkommen, aber was sie verbindet, ist die erzählerische Qualität, der feinsinnige Humor und die intelligente Kreation von Figuren und Handlungssträngen. Das mag ich an Schalko.
Was Schalko produziert, ist meist keine leichte Kost. Wie speziell darf ein Stoff für Sky sein?
Marcus Ammon: Wir wollen uns ja unterscheiden. Ganz klar an erster Stelle der Punkte, die ein Sky-Original ausmachen, steht die Unverwechselbarkeit. Zugleich haben wir aber den Anspruch zu unterhalten. Man unterscheidet ja zwischen „lean back“ und „lean forward“: Bei uns gilt sicherlich eher die zweite Variante. Sprich: die Form der Unterhaltung, die den Zuschauer ab und an fordert, anstrengt. Das kann Schalko gut: Er kann beanspruchen und im nächsten Moment auch wieder loslassen und „nur“ unterhalten.
Sie sprechen in dem Zusammenhang vom Sky-Ton. Was soll diesen ausmachen?
Marcus Ammon: Wir haben mit „Babylon Berlin“ angefangen, dann kamen „Das Boot“ unter der Regie von Andreas Prochaska und „Der Pass“ mit Nicholas Ofczarek dazu, dann „8 Tage“ von Ruzowitzky. Alles also mit sehr starkem Österreich-Bezug, und diese Serien verbindet in erster Linie die erzählerische Qualität. Ich nenne es gerne grenzüberschreitend oder schonungslos. Das ist unmittelbarer, das ist auch, was die visuelle Darstellung anlangt, direkter und spezifischer. Wir dürfen uns im Pay-TV mehr erlauben als Free-TV.
Was ändert HBO Max als künftiger Streamingdienst für Sky?
Wir haben bei Sky seit vielen Jahren eine sehr erfolgreiche Partnerschaft mit HBO. Es gibt nach wie vor einen bestehenden Vertrag mit HBO. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Vertragsdetails äußern.
Um welche Serie beneiden Sie die Konkurrenz?
Im deutschsprachigen Raum fällt es mir leichter: Da gibt es momentan nichts, was ich von den anderen gerne gehabt hätte. Da sind wir mit dem, was wir bislang produziert haben, sehr gut gefahren. Wir hatten mit unseren ersten beiden Produktionen, „Babylon Berlin“ und „Das Boot“, zwei Serien, die einem nicht jeden Tag passieren. Die haben gleich einmal den richtigen Ton gesetzt für das, was danach noch kommen soll und hoffentlich noch kommen wird.
Und international?
Da gibt es sicherlich Serien, die man sehr gern selber schaut. Ich bin ein riesiger „Bodyguard“-Fan. Ich mag auch die „Escobar“-Geschichte sehr gern. Es gibt vieles, was man gern schaut. Aber wir wollen ja unsere Erzählungen lokal verorten, wollen auch Geschichte aus unserem Kulturraum erzählen.
Mit welchen Sky-Projekten ist in naher Zukunft zu rechnen?
Wir haben die neue Staffel von „Babylon Berlin“ abgedreht und hatten den letzten Drehtag von „Das Boot“. Im Herbst fangen wir an, die Horrorserie „Hausen“ zu drehen – eine Haunted-House-Geschichte mit einem Plattenbau, der ein Eigenleben führt. Im nächsten Jahr drehen wir dann die zweite Staffel von „Der Pass“ und zudem eine neue Serie namens „Souls“, die sich um das Thema Seelenwanderung dreht und auf drei Zeitebenen spielt.
Es bleibt komplex.
So kann man es zusammenfassen, ja. Die Quantität an fiktionalen Produktionen wird weiter steigen.
Gleichzeitig liest man von „Vollbeschäftigung“ in der Filmbranche. Wie schwierig ist es, passendes Personal zu finden?
Ja, das ist tatsächlich so. Es wird so viel wie nie zuvor produziert. Das führt natürlich zu einer Verknappung von Talenten und einem Wettbewerb, vielleicht sogar einem Kampf um die besten Talente. Damit meine ich die Talente, die auch Pay-TV verstehen, die wissen, wie man Geschichten auf eine komplexe Art und Weise erzählen kann, wie wir uns das wünschen.
Das war in der Vergangenheit anders?
Als wir vor fünf Jahren mit fiktionalen Eigenproduktionen starteten, dachten wir, es wäre ein Leichtes, an die Talente vor und hinter der Kamera heranzukommen. Mittlerweile wissen wir, dass wir bei Gott nicht die Einzigen sind und uns anstrengen müssen, die Menschen zu bekommen, mit denen wir gerne arbeiten würden. Umso mehr schätze ich dann auch die Zusammenarbeit, um den Kreis zu schlagen, mit David Schalko, der sich hoffentlich bei uns sehr wohlfühlen wird.